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Christoph W. Aigner hat einen sehr eigenen Weg gefunden, einen Diskurs über die Weltanschauung im Allgemeinen und die Liebe im Besonderen zu entwickeln. ANTI AMOR ist eine Erzählung, die auf geradezu atemberaubende Weise lyrische Landschaftsimpressionen, ein scharfsinniges Essay über kosmologische Phänomene und nicht zuletzt den möglichen Beginn einer Liebesgeschichte verquickt. Drei Personen begegnen sich: Ein anerkannter Theoretiker will sich an einem ausgesuchten Ort der Ruhe sammeln, um die Fragestellungen seiener wissenschaftlichen Untersuchungen zu überprüfen. In den Bergen ist er aber nicht nur dem Wetter, sondern auch eindrucksvollen Nachbarn ausgesetzt, die ihn stets aufs Neue herausfordern und sein Denken befördern. Guido Theseider redet von der Liebe als Selbsttäuschung, seine Schwester Manuela dagegen redet nur wenig, hat aber am Ende das letzte Wort, während das Faktotum Bruno eine Art Chaos-Sprache spricht, die seltsamerweise ebenfalls oft sehr Wesentliches zu äußern vermag. Wie in Hesses "Glasperlenspiel" bezieht sich alles aufeinander und bleibt doch einzigartig: Von der Quantentheorie in das Reich der Märchen und Legenden und zurück. Das ist nun keineswegs esoterisches Blendwerk, sondern vollendete, in sich stimmig komponierte Literatur, die in einem durchgängig präzisen, wohltemperierten Zungenschlag dargeboten wird. Auch naturwissenschaftliche Laien werden das schnell entdecken und sich dieser Lektüre mit Genuß hingeben können. Preisverdächtig? Sicher! Vor allem aber: Lesenswert!