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Summa summarum 350 Jahre Verlagsgeschichte, die als J.G.Cotta'sche Verlagsbuchhandlung 1659 in Tübingen begann und in Stuttgart mit Klett-Cotta seine derzeitige Fortsetzung gefunden hat - das darf sich auch schon mal ein wenig selbst feiern.
Zwei Lektoren des Verlages, Stefan Askani und Frank Wegner, versammelten unter "Cotta - das gelobte Land der Dichter" eine Auswahl von Briefen, die mit dem Verlag verbundene Schriftsteller an die über die Jahrhunderte wechselnden Verleger gerichtet hatten. Zitiert werden hierfür insbesondere für das 19. Jahrhundert Autoren der Hauptwerke deutscher Klassik, so u.a. Goethe, Schiller, Fontane, Hölderlin und Heine, aber auch Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts wie Jean Améry, Elias Canetti, Ernst Jünger, Golo Mann, Ingomar von Kieseritzky und Botho Strauß.
Die Georg-Büchner-Preisträgerin Brigitte Kronauer hat als Hausautorin ein instruktives Vorwort besorgt und damit dem notgedrungenen Picken aus dem Vollen eine hilfreiche Richtschnur für die Deutung aus Autorensicht mitgegeben. Dazu gehört auch die aus eigener Erinnerung gespeiste Einfühlung in die Nöte jener Autoren, die in keiner Verbindung mit einem Verleger stehen, geschweige denn in Briefen auf gemeinsam verbrachte Abende oder Wochen verweisen können.
Nicht von ungefähr wird denn auch in einem der Kapitel eine Gratwanderung spürbar, der sich selbst die größten der großen Autoren nicht entziehen konnten. Künstlerisches Selbstbewusstsein suchte da nicht selten auch das unvermeidliche Bittstellertum, wenn schon nicht in das auftrumpfende Schreiten eines Forderns, dann eben wenigstens in die eleganten Trippelschritte sich doch eigentlich von selbst verstehender Notwendigkeiten zu kleiden. Doch daneben erörtern die Briefe u.a. auch politische Haltungen, die zuweilen einem der Verleger durchaus mit offenem Visier entgegenstanden.
In sechs Kapitel gebündelt, geht es ihnen um Freundschaft und Konflikte, die Genese der großen Werke, Zeit und Gesellschaft, Geld und Honorar, Handwerkliches und Druckfehler, Krankheit, Klage und Tod.
Als Zugabe finden sich am Ende auch noch ein Gutachten Thomas Manns zu einem Rechtsstreit um einen Band der Tagebücher von Bismarck sowie die der Gründung vorausgehende Bittschrift des ersten Verlegers aus dem Jahre 1659. Der Anhang listet zudem ein Verzeichnis der Briefe sowie Quellennachweise und eine kleine kommentierte Zeittafel der jeweiligen Verleger auf.
Wiewohl notgedrungen nur ein Ausschnitt aller Korrespondenzen, noch dazu ohne Ergänzung durch die Antworten der Verleger, ergibt das zusammen ein schönes, kurzweiliges Buch, das frei nach Fontane von einem gelobten Land erzählt, welches zwar die meisten sehn, aber im Gegensatz zu den Briefschreibern nur höchst selten erreichen durften und dürfen ...