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MAUSS-EIN DEUTSCHER AGENT ist Teil Bundesrepublikanischer Wirklichkeit.
Dieser Mauss hat offenbar seinen Zwei-Personen-Betrieb von einer kleinen Privatdetektei
innerhalb kurzer Zeit zu einer Art Superagentur für Verbrechensbekämpfung
und als Libero bei der Terroristenfahndung hochstilisieren können.
Auftraggeber waren die Chefetagen aus (Versicherungs-)Wirtschaft und Politik
bzw. Beamtenschaft, die ihm einen Freiraum für seine Ermittlungen
zustanden, der stark an amerikanische Krimi-soap-operas erinnert und nur noch wenig
mit unserem vielgepriesenem Rechtsstaat zu tun hat.
Neben dem Verlassen
des Legalitätsprinzips wurden Hrn. Mauss zudem horrende Summen aus
Versicherungsbeiträgen und Steuergeldern zugestanden und z.T. die
unkontrollierte Unterstützung des gesamten Bundesdeutschen Polizeiapparates inklusive Nachrichtendienst gewährt. Da dieser Teil mit seinen
Negativ-Schlagzeilen noch nicht mal unserem streitbaren Fernsehjournalismus
entzogen werden konnte, hatte man von einem Buch des STAMMHEIM-Drehbuchautoren
Stefan Aust doch einiges an die Problematik vertiefende Hintergrundinformationen
erwartet.
Weit gefehlt! Dreihundertzweiundneunzig Seiten lang behandelt Aust
diesen sicher extremen einzelnen Fall doch nur wie einen Einzelfall. Und
dieser Einzelfall legt dann halt die armen, im Intrigenspiel vertrottelten
Politiker und Beamten herein. Erst auf Seite 382 findet der Autor zu dem erkenntnisschwangeren
Satz: "Es drängt sich der Verdacht auf, daß Behörden
ihn auch deshalb so tatkräftig unterstützt haben, weil sie, selbst
an Recht und Gesetz gebunden, einen Mann für 'dirty tricks' brauchten."
Dieses 'Resumee' ist nach Bekanntwerden der Barschel-Pfeiffer-Affäre
wohl kaum noch zu unterbieten...
Anstatt dieses Resumee zur Fragestellung zu erheben, zerlegt Aust diese
systemimanente Ungeheuerlichkeit in eine chronolgisch nachgezeichnete Liste
von Sensationen, die sich letztlich alle an der 'Institution M.' festmachen.
"Quellen und Informanten müssen anonym bleiben", können
vom Leser in ihrer Glaubwürdigkeit nicht gedeutet werden, werden aber,
um dem Ganzen etwas Pep zu geben, von Aust derart ein- und umgesetzt, als
wäre er als direkter Zeuge dabei gewesen.
Fazit: Diese Materialsammlung könnte der Baustein für einen
spannenden Roman oder eine aufklärende Dokumentation sein, wenn Herr Aust
sich weniger am Trend des easy-money-making orientierte und dafür
auch die Hintergründe des Hintergrunds von Mauss nachläse, z.B.
in Giordanos DIE ZWEITE SCHULD die Kapitel über den Einsatz der Gestapo,
die idealistischen Folgerungen daraus für die Erarbeitung des Grundgesetzes
im Nachkriegsdeutschland sowie deren Aushöhlung in diesem, unserem
Lande...