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Büchernachlese-Bestenliste 2013

David Baddiel

Halb so wild

Roman. Aus dem Englischen von Friedrich Mader. Blessing Verlag, München 2013. 543 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-89667-482-1, >>> Amazon >>> Lehmanns Media

Noch ist Eli Gold der Welt größter lebender Autor, der es sich sogar leisten konnte, den Nobelpreis abzulehnen. Noch. Denn er liegt im Sterben und das Mount Sinai Hospital in New York wird von der Weltpresse belagert.
Doch die Öffentlichkeit ist das eine, die Familie das ganz andere. Seine fünfte und letzte Ehefrau Frieda schirmt Eli ab und hat kein großes Interesse, die Kinder aus dessen früheren Ehen an ihn herankommen zu lassen. Allein ihre gemeinsame 8-jährige Tochter soll Gelegenheit haben, Elis so berühmten Freunden wie Philip Roth oder Bill Clinton die Hand zu schütteln. Aber Harvey, ein in England lebender 40-jähriger Sohn aus Elis dritter Ehe, setzt sich trotz seiner Neurosen als gescheiterter Romancier und Ghostwriter gegen Frieda durch und schafft es bis ans Bett von Eli. Ein Exschwager hingegen will als mormonischer Fundamentalist und Bruder von Elis vierter Frau deren Selbstmord rächen. Und weit weg von allem, in einem englischen Altenheim und von der Öffentlichkeit völlig unbeachtet, erfährt Elis erste Frau Violet vom nahenden Tod Elis ...
In New York geboren und in London aufgewachsen, kennt David Baddiel die unterschiedlichen Lebenswelten seiner Protagonisten offenbar sehr genau.
In seinem Roman "Halb so wild" wird New York zur Bühne eines selbstverliebten Ekelpakets, das jedoch selbst im Koma liegend nur wenig an Anziehungskraft verloren hat. Aus den Innenperspektiven seiner jüngsten Tochter, ihrem Halbbruder Harvey, seinem Exschwager und der ersten Ehefrau Violet werden Gegenwart und Vergangenheit im Zusammenleben mit ihm gespiegelt. "Der Welt größter lebender Autor" scheint ihnen allesamt die Sprache genommen zu haben oder zumindest die Hoffnung darauf, jemals so wahrgenommen zu werden, wie sie es verdienten. Wiewohl damit als Opfer gekennzeichnet, kommt dennoch beim Leser lange Zeit für keine und keinen von ihnen echte Sympathie auf.
Doch der Autor versteht es, aus diesem innerfamiliären und geheimnisreichen Konfliktknäuel immer wieder Funken eines schwarzen Humors à la Woody Allan zu schlagen und einen damit bis zur letzten Volte bei der Stange zu halten.

Buechernachlese © Ulrich Karger



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