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Biyi Bandele-Thomas

Bozo David Hurensohn

Roman, DIPA Verlag, Frankfurt a. M. 1991. 179 Seiten. ISBN: 3-7638-0146-4, >>> Amazon
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Nigeria liegt in Afrika, ja, und da tobte doch mal Ende der 60-iger ein Bürgerkrieg...
Nigeria ist die Heimat des jungen Autoren Biyi Bandele-Thomas, Jg. 67, und seines Protagonisten Bozo David Hurensohn.
Bevor von Bozo, der von seiner christlichen Mutter David, von seinem Vater ausschließlich Hurensohn gerufen wurde, die Rede sein kann, stellt der Ich-Erzähler Lakemfa, Schüler der 10.Klasse, seinen Lehrer für englische Sprache und Literatur vor. Scheinbar eine Figur wie aus der Feuerzangenbowle, die lediglich für den Spott seiner Schüler exististiert, lernt der Sohn eines Rechtsanwalts Lakemfa eine ganz andere Seite seines Lehrers kennen. Dessen Werdegang vom Sohn einer Prostituierten, über Gelegenheitsarbeiten, kleineren und größeren überlebensnotwendigen Gaunereien, bis hin zu seinem dreimonatigen Krankenhausaufenthalt nach einem Unfall, bei dem ihm die Chance seines Lebens geboten wird, ist bizarr, tragisch, witzig und rührend. Nach dieser Erzählung ist der Lehrer in Lakemfas Augen ein Held, und als er auch noch das unvollständige Romanmanuskript seines Lehrers anvertraut bekommt, in dem er das Schicksal von Bozo nachlesen kann, geschieht mit Lakemfa eine Verwandlung. Dabei hatte ihn sein Lehrer mit beiden Geschichten hinters Licht geführt...
Ein Roman im Roman.
Schulalltag, Drogen, Gewalt, Inzest, Gatten- und Kindsmord, Spannungen zwischen städtischer Metropole und auseinanderbrechenden, ländlichen Groß-Familien bestimmen offenbar das moderne Nigeria, das in seiner unerbittlichen Brutalität z.T. sogar diesbezügliche Vorstellungen von New York zu übertreffen scheint. U.a. treibt die Ausweglosigkeit viele Kinder für eine warme Mahlzeit pro Tag in die Arme allermöglichen fanatischen Sekten oder/und ideologisch bestimmter Führer, die sie für Kampfaufträge mißbrauchen. Trotzdem ist die Färbung dieses Romanes alles andere andere als elegisch. Jede auftretende Figur wurde von Biyi Bandele-Thomas liebevoll und präzise ausgemalt, erhielt einen Hintergrund, der das Vordergründige vieler Situationen derart unterstreicht, daß man sich als Europäer vor Lachen nur so schütteln will. Das Bizarre ist zumeist gerade das uns ähnliche, aber bis in die Potenz des Wahnwitzigen übersteigerte, wenn z.B. Bozo mit seiner Mutter in einen durchaus bekannten Streit über christliche Werte gerät.
Die Wandlung Lakfemas am Schluß des Romans, sein erwachender Sinn für Verantwortung, ist deshalb auch keineswegs moralin-sauer, sondern die logische Konsequenz einer bis aufs Letzte angezogenen Schraube schwarzen Humors.
Selten, daß ein Buch das kompakte Bündel an Forderungen für gute Literatur erfüllt. Aufklärend, unterhaltend, spannend, und noch dazu in einer erfrischend knappen und dennoch bildreichen Sprache gelang dem Autoren mit BOZO DAVID HURENSOHN ein preisverdächtiger und vor allem lesenswerter Roman.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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