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Büchernachlese-Extra: Mythen, Sagen und Märchen

J. M. Barrie

Peter Pan

Märchenklassiker. Boje, Erlangen 1992. 108 Seiten. ISBN: 3-414-81953-8, >>> Amazon
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Noch bevor Sie mit Ihren Kindern das Kino besuchen, um HOOK zu sehen, sollten Sie ihnen und sich selbst das Orginal zugänglich machen. PETER PANs Abenteuer von J.M.Barrie sind zwar ähnlich denen in HOOK, nur daß Peter Pan ein anderer Peter Pan ist, auch anders als der Trickfilm-Peter-Pan aus den Walt Disney Studios. Bei Walt Disney ist der Unterschied etwa so groß wie der zwischen Aschenputtel und Cinderella, HOOK geht noch weiter, und beinhaltet eine "postmoderne" Interpretation, die nicht im Sinne des Erfinders war. J.M.Barrie erzählte lange vor dem Psychologen Jean Piaget von den Eigenschaften des kindlichen Egozentrismus und hat sich ausgemalt, was wäre, wenn diese Eigenschaften zu konservieren wären, frei nach dem Motto: Die Kinderzeit ist doch (angeblich) die schönste Zeit im Leben eines Menschen.
Fatalerweise ist das Orginal von PETER PAN eben ein Theaterstück, das lediglich als Nacherzählung anderer Autoren für Kinder nach- und vorzulesen ist. Insofern kann es gegen HOOK nicht so sehr um eine Kritik des Mißbrauchs von Urheberschaften gehen, als um den Hinweis auf eine Erzähltradition, die 88 Jahre alt sein könnte, würde den Kindern heute noch soviel erzählt wie noch vor den Zeiten des nach Stunden zählenden Fernsehkonsums.
PETER PAN verdient es, gleich der Grimm'schen Märchensammlung als weltweites Kulturgut gepflegt zu werden. Dazu gehört auch das intime Zusammensein der Kinder mit ihren Eltern, Großeltern oder wem auch immer, wie es das Vorlesen einer Geschichte erlaubt. Nichts gegen Kino, aber darin sitzt man bei aller Gedrängtheit eben doch nur nebeneinander, darf keine Zwischenfragen stellen, wird der geballten Ladung auf quadratmetergroßen Leinwänden binnen anderthalb Stunden ausgesetzt und danach der nach dem "merchandising"-Konzept vorbereiteten Produktpalette: Vom Plastik-HOOK bis zum gleichnamigen Videospiel.
Im Boje Verlag ist nun kürzlich eine preiswerte Nacherzählung PETER PANs von Peter Oliver in der einfühlsamen Übersetzung von Angelika Eisold-Viebig erschienen. Sie hat es vorzüglich verstanden, den angelsächsischen leisen Witz zu übertragen, der die märchentypische Grausamkeit mancher Szenen leichter übertstehen läßt. Die großformatigen Seiten mit wunder-und detailreichen Illustrationen von Eric Kincaid versehen, die in Ausschmückung und Colorierung zeitgemäß dem Jugendstil verpflichtet sind, wird hier die Muße des (Vor-)Lesens zu einer genußvollen Übung, der man sich daraufhin vielleicht wieder öfter unterziehen möchte.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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