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Der Name Grete Minde ist so manchem durch eine Erzählung Theodor
Fontanes bekannt. Er selbst war bei der Lektüre einer altmärkischen
Chronik auf ihren Namen gestoßen: Sie wurde im März 1619 erst
grausam gefoltert und schließlich auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.
Man hatte sie für schuldig befunden, die Stadt Tangermünde in
Brand gesteckt zu haben.
Barbara Bartos-Höppner nimmt diese Quelle nun als Grundlage für
einen Roman, der vor allem die Hintergründe der Anklage offenlegt
und damit das schreckliche Ausmaß dieses später als "Justizirrtum"
nachgewiesenen Vorfalls verdeutlicht.
Grete Minde, der Herkunft nach eine Bürgertochter, muß sich
als Bettlerin durchschlagen, weil ihr die Erbschaft verweigert wird. Letztlich,
um diese Erbschaft nicht zahlen zu müssen, wird der Rat der Stadt
zum Helfershelfer einer abgefeimten Intrige.
Neben der fesselnden Geschichte Grete Mindes und ihrer Vorfahren besticht
dieser Roman durch sein eindrucksvoll in melodiöse Sprache gesetztes
Zeitbild, das die großen Entwicklungen Ende des 16.Jahrhunderts ebenso
wenig außer acht läßt, wie die Alltagsszenen am Hafen
von Tangermünde. Zugleich bezeugt es schonungslos die allzuleicht
antastbare Ehre einer Frau, wenn sie von Männern das ihr zustehende
Recht einfordert und von mißgünstigen Frauen darum beneidet
wird. Eine Mechanik, die bis in die jüngste Gegenwart hinein zu wirken
vermag...
DIE SCHULD DER GRETE MINDE ist ein gediegenes Lesevergnügen der
Spitzenklasse!
Weitere Besprechungen zu Werken von Bartos-Höppner siehe:
Bartos-Höppner: Die Schuld der Grete Minde
Bartos-Höppner: Die Weihnachtsgeschichte