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"Mein Name ist Gregory Lynn. Ich bin fünfunddreißig Jahre
alt. Ich bin Waise, Junggeselle, wurde mit viereinhalb Jahren Einzelkind.
(..) Ich bin nicht unbeholfen; es ist nur so, daß mein Körper
die von meinem Gehirn ausgesandten Signale manchmal falsch interpretiert."
Gregory Lynn ist DER ZEICHNER. Er erlitt in seiner Kindheit und Jugend
mehrere Traumen, die ihn gleich einem Autisten an den allgemein üblichen
sozialen Bezügen einer Gesellschaft zweifeln ließen. Als er
nach dem Tod seiner Mutter auf dem Dachboden seine alten Zeugnisse entdeckt,
hat er den Drang, "Korrekturmaßnahmen" zu ergreifen. Er will
all seinen Lehrern einen Denkzettel zu verpassen, die ihm seinerzeit ihre
Norm aufgezwungen und ihn vor Erreichen der Mittleren Reife von der Schule
verwiesen hatten. Diese Korrekturmaßnahmen werden akribisch geplant,
nicht schriftlich, sondern in Form von Cartoons - denn Zeichnungen sind
zwar nicht wissenschaftlich, aber sie können wahr werden.
Das Romandebut
des englischen Journalisten Martyn Bedford besticht insbesondere durch
seine formvollendete Komposition und seinen Mangel an Sentimentalität.
Sein Protagonist will kein Mitleid und aus der Sicht seiner Opfer verdient
er es auch nicht. Vieles was er durchleiden mußte, haben auch andere
durchlitten, ohne ihre Phantasien gleich in grausame "Korrekturmaßnahmen"
umzusetzen. Bedfords Botschaft ist weit elementarer: Der Ruf nach ausgleichender
Gerechtigkeit ist eine Wahnvorstellung, auch auf seiten der "normalen"
Gesellschaft. Weder Opfer noch Täter vermögen sich je wirklich
anzunähern. Nicht aus Bosheit oder weil beide Seiten es nicht ernsthaft
genug versucht hätten. Das Bedürfnis der einen nach klar definierten
Maßstäben scheint geradezu zwangsläufig mit der genauso
zu rechtfertigenden Sicht auf die undefinierbaren Zwischentöne kollidieren
zu müssen. Hier kann es keine Versöhnung geben, ein Drama von
hoher Sogkraft nimmt seinen Lauf und entläßt einen auch nach
der letzten Seite nicht.