buechernachlese.de
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Wer hat angesichts unserer immer wieder aufs Neue ertappten, fehlbaren
MandatsträgerInnen nicht schon gestöhnt:
"Die da oben machen doch eh, was sie wollen!"
Wer durchschaut noch die demokratisch-rechtsstaatlichen Spielregeln,
die uns steuernzahlendem Volk den Status des eigentlichen Souveräns
unserer Bundesrepublik geben? Und wenn wir Erwachsenen dabei schon am Verzweifeln
sind, wie sollen sich da unsere Kinder erst zurechtfinden? Die Zeiten,
als man auf "große" Vorbilder deuten konnte, sind längst vorbei
- nicht, weil es keine ehrenwerten Vorbilder mehr gäbe, aber das Prinzip
des (An-)Führertums hat, wie vor allem andere an uns Deutschen leidvoll
erfahren haben, nichts mit Demokratie zu tun: Wir sind der Staat!
DAS POLITIKBUCH von Friedemann Bedürftig und Dieter Winter versucht
dieser Wirklichkeit auf die Spur zu kommen. An Beispielen aus dem heutigen
Alltag erläutern die Autoren in knappen und präzisen Aufsätzen,
wie man auf ein Problem aufmerksam macht und es schließlich zu einem
(hoffentlich) erfolgreichen Verwaltungsakt einer Kommune oder eines Landes
werden läßt. Ob es nun der Wunsch nach einem Jugendzentrum ist
oder um den Erhalt einer Laubensiedlung geht - mit Geduld und Zähigkeit
hat jeder eine nicht zu unterschätzende Chance, seine Interessen durchzusetzen.
In erster Linie richtet sich dieses Buch an Jugendliche ab 12 Jahren, aber
dank der vielen witzig pointierten Cartoons von Birgit Rieger und der stets
pragmatischen Fragestellungen der Texte werden nicht nur sie Lust bekommen,
in diesem Buch zu blättern. Um demokratisches Verständnis zu
wecken, wird dann u.a. ein instruktiver Abriß der parlamentarischen
Geschichte in Deutschland gegeben sowie auf die Stellung und den sinnvollen
Umgang mit den Medien, auf das Problem der "Sündenböcke"
(derzeit die "Ausländer") oder auf die international übergreifenden
Zuordnungen unter dem Stichwort Europa und die weltübergreifende Ökologie
hingewiesen. Vor einem kleinen "Politiklexikon" und den Kurzportraits bundesdeutscher
Kanzler und Präsidenten werden auch die bereits existierenden Kinder-und
Jugendparlamente vorgestellt. Eine entsprechende Addressenliste rundet
das Ganze ab. Parteipolitisch ungebunden, aber z.B. in den Fragen des Asylrechts
eindeutig dem aufgeklärten Humanismus verpflichtet, kann dieses Buch
für viele Jugendliche (und auch für manchen Lehrer) eine bedeutungsvolle
Ermutigung darstellen, wieder "etwas mehr Demokratie zu wagen".