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Emmanuéle Bernheim

Die Andere

Roman. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1995. 109 Seiten. ISBN: 3-608-93207-0, >>> Amazon
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Claire ist Ärztin. Ihre Handtasche samt ihren Haustürschlüsseln scheint gestohlen worden zu sein. Eine gute Gelegenheit, das Schloß auszuwechseln und ihrem bisherigem Freund Michel den Laufpaß zu geben. Die Handtasche findet sich wieder und dazu ein Mann wie Thomas Kovacs. Er ist Bauunternehmer, verheiratet, zwei Kinder. Es beginnt ein Reigen eineinviertel Stunden dauernder Abende, nach denen Claire die Packungen der gebrauchten Präservative sammelt ...
"DIE ANDERE" ist eine extrem verdichtete Erzählung. Emmanuéle Bernheim scheint ihre Manuskripte vor Drucklegung noch einmal kräftig auszuwringen, auf daß alles Überflüssige entweicht. In der dritten Person geschrieben, beharrt die Erzählperspektive aber wie sonst bei einer ersten Person auf die Sicht der Protagonistin. Nicht die Frau von Thomas, sondern die Vorstellung Claires von dieser Frau wird ausgemalt. Nichts wird von außen erläutert oder gerechtfertigt oder vorausgesetzt. Solange Claire denkt, ihre Handtasche sei gestohlen, ist sie gestohlen, und erst wenn Thomas sie ihr wieder zukommen läßt, löst sich auch für die Leser der Irrtum auf. Diese scheinbar egozentrische Weltsicht, wie sie doch in Wahrheit jeder pflegt, wird u.a. durch Claires Praxis mit und an den Patienten gebrochen. Zudem sind Claires sinnliche Wahrnehmungen sehr intensiv und ihre sich oft bewahrheitenden Vermutungen beweisen, daß sie alles andere als rein ich-bezogen lebt. Nicht zu vergessen, daß sie es in der Geschichte ist, die nachweislich auf eine geradezu schmerzlich zurückgenommene Art liebt. Aber keine Angst, diese paradoxerweise gerade in ihrer Sprödigkeit einnehmende Geschichte enttäuscht nicht mit einer Nullachtfünfzehn-Auflösung. Im Gegenteil, sie wartet am Ende sogar mit zwei überraschenden Volten auf. Warum der Verlag diese preisgekrönte Erzählung mit ihren etwas mehr als 100 Seiten und einer Typographie für Sehbehinderte jedoch unbedingt als Roman anpreisen muß, bleibt rätselhaft.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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