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Der Zeitschriftenredakteur und Rundfunkautor Alfred Bester (1913-1987)
hat ein kleines aber feines Werk an Science-Fiction-Geschichten hinterlassen
- zwei Romane und einige Kurzgeschichten. Zu seinem 80. Geburtstag werden
in der PHANTASTISCHEN BIBLIOTHEK nun erstmalig vier seiner SF-stories in
der vorzüglichen Übersetzung von Michael Koseler vorgelegt. DIE
HÖLLE IST EWIG ist die erste überschrieben, die mit knapp 100
Seiten auch die längste ist und der Auswahl ihren Titel gab. In den
zu einem Bunker ausgebauten Kellergewölben von Sutton Castle frönen
sechs spirituelle Nachfahren Neros ihren dekadenten Gelüsten, während
über ihnen die Bombardements auf London beginnen. Nachdem alle Drogen
durchgekostet waren, "tändelten sie, lau und ohne Enthusiasmus,
mit dem Okkulten, machten den Partyraum zur Kammer eines Nekromanten."
Die schließlich herbeizitierte Hölle ist dann allerdings schrecklicher
als es sich selbst diese hartgesottenen Zeitgenossen ausgemalt hatten.
DIE ZEIT IST DER VERRÄTER spielt mit der Möglichkeit, in einer
fernen Zukunft, Menschen zu 95% zu klonen. Aber auch das kann den um seine
tote Geliebte trauernden John Strapp nicht trösten. DIE MÄNNER,
DIE MOHAMMED ERMORDETEN ist wiederum die virtuose Variante einer Zeitreise
während DER PI-MANN vor der schier unlösbaren Aufgabe steht,
alles und jeden ausgeleichen zu müssen.
Allen vier Geschichten gemeinsam ist die Auseinandersetzung subjektiv
zwanghafter Wahrnehmung mit (scheinbar) objektiven Gegebenheiten sowie
das gekonnte Ausleben der Lust, eine Geschichte mit einem nach wie vor
erfrischendem Sinn fürs makaber Groteske auf ein verblüffendes
Ende hinzusteuern. Krönender Abschluß dieser Sammlung ist Besters
Essay MEINE AFFÄRE MIT DER SCIENCE-FICTION, in dem er 10 Jahre vor
seinem Tod selbstironisch zu seiner literarischen Vorliebe Stellung bezieht.
Mit der Herausgabe dieser z.T. 30 Jahre alten Geschichten beweist der
Suhrkamp-Verlag einmal mehr, daß es sich stets lohnt, das Neue zu
fördern, dabei das Alte aber nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.