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Liebhaber der Sagen und Mythen Homers, die demnächst womöglich einen Urlaub in Griechenland oder in der Türkei planen, sollten sich vorher auch mit einer Neuerscheinung aus der Edition Erdmann eindecken. In der Reihe 'Alte Abenteuerliche Reiseberichte' sind hier nun Auszüge aus den Tagebuchaufzeichnungen und autobiographischen Werken Heinrich Schliemanns nachzulesen.
Der Herausgeber Wilfried Bölke hat es verstanden, das Angetriebensein dieses lange Zeit als Amateuer-Archäologen bespöttelten Entdeckers zu verdeutlichen und gleichzeitig beim Leser große Lust zu erwecken, nun selbst den Spuren Schliemanns zu folgen. Dabei weisen Bölkes Vor- und Nachbemerkungen durchaus kritisch auf die Schönfärbereien und Glättungen in Schliemanns autobiographischen Rückblicken hin, was dann allerdings ein wenig sparsam u.a. mit dessen Verhältnis zu seinem Vater erklärt wird.
Die Tagebuchaufzeichnungen Schliemanns während seiner Ausgrabungsarbeiten sind dagegen von fesselnder Akribie und machen auch nicht davor halt, sich später erweisende Irrtümer selbst einzuräumen. Neben der vorzüglichen Leinenausstattung und den reproduzierten alten Illustrationen ist es aber nicht zuletzt gerade der Reiz, hier im 'Originalton' nachlesen zu können, wie einer, dem eine Karriere vom Krämergehilfen zum Großkaufmann gelungen ist, sich dann mit 44 Jahren aus den Geschäften zurückzieht, um zu studieren, drei Jahre später promoviert und daraufhin einen Jugendtraum verwirklicht: Die Entdeckung Trojas.