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Ein Mädchen wird ermordet aufgefunden. Jener kürzlich erst aufgetauchte Mann, den keiner der Inselbewohner kennt, muß der Täter sein. Nur Ambra und Pàcaro bezweifeln das. Es dauert jedoch seine Zeit, bevor die alte Frau und der Junge ihre Überlegungen austauschen und der Lösung gemeinsam auf die Spur kommen.
Der Roman 'Die schwarzen Lackschuhe' ist trotz seines schmalen Umfangs weit mehr als nur ein fesselndes Kriminalstück. Die italienische Autorin Ginevra Bompiani verdichtet das blanke Verbrechen dank mehrerer Erzählebenen und Innenansichten zu einem Ausdruck menschlicher Gemeinschaft bzw. Nebeneinanders. Ihre Sprache ist von kraftvoll eingängiger Poesie - kongenial ins Deutsche übertragen von Renate Nentwig - und verstärkt bald den Eindruck, es hier mit einem archaischen Vorgang zu tun zu haben, dem sich keiner, auch die kommentierende Erzählerin nicht entziehen kann. Nicht von ungefähr lautet der Originaltitel 'Silver Age', und bezieht sich auf das in der Antike beschworene Silberne Zeitalter, das zwar besser als die nachfolgenden Zeitalter ist, sich jedoch durch überlanges Kindsein und nur kurze Mündigkeit auszeichnet. So kommt der Fremde wie einst Odysseus nach 20 Jahren wieder in sein Heimatdorf, findet jedoch nicht wie der Held eine heroische Ausrede für sein Weggehen damals. Die Sehnsüchte, auch die nach Idylle, werden gebrochen durch die berechtigte Furcht vor Engstirnigkeit und Langeweile. Und manchmal findet die Sehnsucht eben keinen Ausweg mehr - doch was für den einen Tod, kann den Neuanfang für jemand anderen bedeuten. Klug durchkomponiert, ohne je kopflastig zu sein, wird hier ein wahres Leseabenteuer geboten.