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"Du bist ein Nachzügler. Wie ich. Wie übrigens auch Yvette.
Du hattest einen bösen Anfang. Warum dahin zurückkehren? Eines
ist sicher: Du kannst nicht von vorn anfangen."
Hartmann und Fibich sind seit ihrer Kindheit befreundet, seit ihre
Eltern von der Gestapo abgeholt und sie gerade noch rechtzeitig nach England
"verschickt" worden sind. Sie haben beide Glück und etablieren
sich in ihrer neuen Heimat, werden zu saturierten Geschäftsleuten,
heiraten, haben je ein Kind, Hartmann dann auch zwei Enkelkinder.
Hartmann und Fibich bilden den Lebensmittelpunkt einer tiefen Freundschaft.
Der eine gutgelaunt und alle Störungen verdrängend wird vom anderen
mit seiner Sehnsucht nach der für ihn unauslotbaren Vergangenheit
ergänzt.
Die geheirateten Frauen, ihre gemeinsamen Kinder und Enkelkinder bringen
ihre Geschichten und Impulse mit ein und sind somit alles andere als Randfiguren
in dem Roman von Anita Brookner.
Ausgehend von den süffisanten Betrachtungen Hartmanns, der sich
gern als die Inkarnation eines durch und durch englischen Gentleman betrachtet
und mit seinem nicht allzu schwarzen Humor dem Niederschmetternden des
Lebens sehr gut auszuweichen scheint, umgarnt die Autorin die Leser schon
bald mit einem dicht verwobenen Geflecht der Beziehungen und jeweiligen
individuellen Positionen. Vorgestellt wird eine perfekte Symbiose beider
Paare, die sich jahrzehntelang respektvoll zu ergänzen weiß,
auch als gegen Ende des Romans die Kinder, aus einsehbaren, belegten Gründen
sich nicht so entwickeln wie erwartet, Fibich geschockt von seiner lange
aufgeschobenen Berlinreise zurück-kommt und Yvettes Kindheitslegende
zusam-menbricht.
In wundervoll übersetzter präziser Prosa versteht es die
Autorin mit ihrem Roman Lebensantriebe zu beschreiben. Stets sind ihre
ProtagonistInnen überzeugend, egal welches Geschlecht, welches Alter
sie haben. Dank ihrer genauen Beobachtungsgabe gerät ihre unsentimental
vorgetragene Lebensweisheit in einzelnen Absätzen zu merkenswerten
Aphorismen.
Die Geschichte dieser Menschen vermag im besten Sinne anzurühren
- ein selten zu vergebendes Kompliment an einen Roman, den auch die Psychoanlalytikerin
Alice Miller zu schätzen wissen müßte.