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Als Ostländer hat es Vlad unter den Dragaeranern anfangs nicht leicht gehabt. Doch schnelle Reflexe, eine für Ostländer ungewöhnliche Begabung zur Hexerei und nicht zuletzt Freunde wie der psionisch-weitsichtige Drache Jhereg ermöglichen ihm bald den Aufstieg zum allseits geachteten Berufskiller. Es geht hierbei wie überall und immer schon um das Abstecken von Revieren und Machtbereichen, dem ein Mann wie Vlad Nachdruck zu verleihen hat. Eines Tages jedoch erhält er einen Auftrag, der bei einem Fehlschlag nicht nur sein eigenes Leben auslöschen, sondern auch das fein ausbalancierte Gefüge des Dragaeranischen Imperium zum Einsturz bringen könnte.
Erstaunlich, nein, schändlich, dass erst dieses Jahr ein Buch von Steven Brust in deutscher Übersetzung vorliegt. Im Original bereits 1983 erschienen, ist 'Jhereg', was die verrückt phantastische Plausibilität seiner Welt samt der ihr innewohnenden Skala eines subtil schwarzhumorigen bis brachialen Aberwitzes angeht, mindestens auf eine Stufe mit den Werken von Asprin, Pratchett und Rankin zu stellen.
Brust hält sich nicht lange mit ausführlichen Vorabschilderungen auf, sondern lässt mit den Augen des Ich-Erzählers Vlad die Umgebung, die mehrere tausend Jahre alt werdenden Dragaeraner und die anderen eigenartigen Mitwesen peu á peu auf die Leser zukommen. Zwischen den Möglichkeiten von Zauberei und Hexerei wird streng unterschieden, und so verwundert es kaum noch, dass es hier auch drei Arten des Totseins gibt: Wiederbelebbar, gänzlich tot - mit oder ohne Seele. Freundschaften sind einer strengen Buchhaltung über erwiesene und einzufordernde 'Gefallen' unterworfen, und vor jeder 'Arbeit' steht der möglichst alles vorausbedenkende Plan - ein die Grinsmuskeln permanent anspannendes Ping-Pong an Überlegungen, das einen sehnsüchtig auf Weiteres von Steven Brust warten lässt.