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Geschenkbücher unterscheiden sich in der Regel von Büchern,
die lediglich gelesen sein wollen, dadurch, daß sie wegen ihrer ansprechenden
Aufmachung gekauft werden. Die großen Bilder und der wenige Text
auf Kunstdruckpapier können noch am selben Tag, an dem man sich für
solch ein Buch bedankt hatte, mal eben durchgeblättert werden, danach
werden sie irgendwo dekorativ sichtbar angelehnt.
Die im Frühjahr '92 begründete EDITION HERDER setzt ebenfalls
auf eine vorzügliche Ausstattung ihrer Bücher, verbindet das
Schöne aber mit dem Lesens-und Erinnerungswertem. Die nunmehr 8 Bände
dieser Edition kleiden alte Texte in ein neues ansprechendes Gewand. Da
sind altindische Spruchweisheiten von Gautama Buddha, Wüstenipressionen
von Albert Camus oder Zusammengetragenes über das Glück und die
Sonne wieder neu zu entdecken. Besonders gelungen sind die Bände,
in denen sich anspruchsvolle Märchen und Fabeln mit farbenprächtigen
Miniaturen ihrer jeweiligen Zeit und ihrem jeweiligen Kulturkreis aufs
Vortrefflichste ergänzen.
Eine der frühen Schriften des jüdischen Religions- und Sozialphilosophen
Martin Buber sind die 1906 erschienenen "GESCHICHTEN DES RABBI NACHMAN".
Rabbi Nachman lebte und lehrte im 19.Jahrhundert. Er erfand und erzählte
Geschichten, in denen der berühmte chassidische Witz, dem Alltag ein
reiches Maß an tief-und hintersinnigen Erkenntnissen abzutrotzen
vermochte. "Gut" und "Böse" werden darin voller Humor
und leiser Ironie voneinander unteschieden, auf daß die Zuhörer
(wieder) ihren Weg zu Gott zu fanden.
In der Ausstattung ein Genuß für Bibliophile, dabei erstaunlich
preiswert, werden diese zwischen 80 und 160 Seiten dicken Bände auch
weniger geübten Lesern sicherlich Freude bereiten. Diese Erzählungen
belegen zudem eindrucksvoll, um was einen Haß auf Fremdes und Fremde
betrügen würde, ließe man ihm noch mehr Raum, sich zu entfalten.