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Der gebürtige Berliner Harald Budde, Jahrgang '34, legt endlich
sein erstes eigenständiges Buch vor. Dieses schmale Bändchen
mit 11 streng begrenzten Erzählungen ist dem Umfang nach sicher nicht repräsentativ für über 3 Jahrzehnte
publizistisches Schaffen in nahezu allen Sparten dieser Kunst. Immerhin
spiegelt es darin aber doch die Quintessenz seines, manchen ungeliebt,
unter die Haut gehenden, weil unbestechlichen Denkens in geschliffener
Manier. Geschliffen meint hier nicht glatt, sondern gerade das gewollt,
gekonnte Herausarbeiten von Kanten und Ecken, die in ihrem Zusammenklang
eine runde und stimmige Geschichte ausmachen.
"Lieber auf der Spitze eines Sendemastes einen Nasenstand machen,
als auf der Erde seinen Kopf in den Sand stecken...", bezeichnet den
Anfang solch einer Geschichte, die den Schreiber zur Satire auf gewohnte
Umgangsformen und den Helden der Geschichte in den 'versehentlichen' Tod
zwingt. Die Titelstory DER MODERNE TREND setzt einen kunstliebhabenden
Wissenschaftler vor die aberwitzige Situation, auf dem Parkettboden seines
Wohnzimmers ein Lagerfeuer und die Anschuldigungen über sein Verhalten
wider die Natur erdulden zu müssen. Aber auch Zärtliches kann
nachgelesen werden, wenn in WIE IM MÄRCHEN der 42-jährige Andy
die 17-jährige Mandy nicht nur mit Märchen unterhält, oder
DAS UNGLÜCKLICHE KIND seine Mutter in Hemd, Höschen, Hüfthalter
und Seidenstrümpfen neben dem Bachsteg erwartet.
Es ist schwer, diese und auch die anderen durchweg prallen Erzählungen
nur mit stilvollen Etikettierungen versehen anzudeuten. Eine jede birgt
die Facette eines 'großen' Themas und leitet von den Inhalten her
seine notwendige, zumeist humoreske Form ab, ohne dabei je in akademisch-abstraktes
Kauderwelsch abzugleiten. Gott sei Dank dem Titel nicht entsprechend, ein
Buch, daß weder von seinen Ein- und Ansichten her noch im Vergleich
zu der Masse des jährlichen Bücherberges einen wankelmütig
modernen Trend widerkäut.
Weitere Besprechungen zu Werken von Harald Budde siehe:
Büchernachlese-Extra: Harald Budde