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Jobst Katlun alias Maxwell, seines Zeichens Drehbuchautor, liegt im Krankenhaus und läßt noch einmal sein Leben Revue passieren. Gar nicht so einfach. Zum Einen eine Menge Leben, was sich da bei einem über 60-jährigen abspult, zum anderen weiß und will er auch gar nicht zwischen tatsächlich Erlebten und 'lediglich' Erträumten unterscheiden. Leben heißt für den egomanischen Träumer vor allem lieben, was zwar ein Paradoxon - für Maxwell aber kein Widerspruch ist: 'Fast alle Frauen, von denen ich träume, sind Engel.'.
Dies ist womöglich der letzte Roman von Harald Budde, der sich seit längerem (und mit größerem Erfolg) wieder der avantgardistischen Filmemacherei zugewandt hat.
Daß seine Bücher bislang nur geringe Aufmerksamkeit erregten, ist kaum begreiflich. Auch in 'Mit beiden Beinen fest in den Wolken' gelingt ihm eine über Abgründen balancierende Satire, die das eingängige Pointenabklopfen beispielsweise eines Sedaris um Längen schlägt. Kein postmodern autobiographisches Gesäusel von hochgepuschten Grünlingen, sondern ein erfrischend altersunweises Vermächtnis, dessen Sprachfertigkeit Authentizität im Grotesken genauso wie im schwebend Poetischen herzustellen vermag - nur um von dieser Fallhöhe aus wiederum den unweigerlichen Absturz in die Realität zu riskieren. Der Leser wird umspielt und umgarnt, das ihm Hören und Sehen vergeht. Womöglich gerade noch von einem Frauenbild abgestoßen, wird er sofort wieder von einer alle Vorzeichen umkehrenden Episode eingefangen, die ihn zum Nächsten 'Unmöglich!' weitertreibt. Rezepte werden nicht gegeben, Korrektheit muß der Leser bei sich selber suchen und zuallererst das Zuhören, das Lesen von anderen lernen. Bei diesem Autor ein exklusives Vergnügen, das angesichts herrschender Buchmarktgesetze wohl erst in hundert Jahren eine breitere Öffentlichkeit teilen wird. Selber schuld!
Weitere Besprechungen zu Werken von Harald Budde siehe:
Büchernachlese-Extra: Harald Budde