buechernachlese.de
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"Ja, seht ihr den Kamin da drüben? Seht ihr dort drüben,
dort drüben ist das Krematorium. Der einzige Weg in die Freiheit führt
für Euch durch den Schornstein."
"Niemand weiß genau, wie viele Menschen in Auschwitz umgekommen
sind, die Schätzungen schwanken zwischen einer und vier Millionen."
Diese Dokumentation mit den über DinA4 großen Fotos von
Adam Bujak ist der geglückte Versuch, das Grauen aus den Beschränkungen
ordentlich aufgelisteten Zahlenmaterials freizusetzen. Es sind Bilder des
Übriggebliebenen, Bilder von 1989.
Diese Bilder zeigen verlassene, hoch eingezäunte und stacheldrahtbewehrte
Plätze, Häuser und Räume, dem Verfall und den vier Jahreszeiten
preisgegeben. Sie zeigen aberwitzig angehäufte Prothesen, Haarzöpfe,
Zähne, Eheringe, Schuhe, Puppen... Vereinzelte Betrachter auf dem
Rundgang zur Todesmauer, ein Kind vor dem Abbild anderer Kinder, die, von
den Menschen verraten und um ihr Leben betrogen, ins Leere schauen, ihren
mißbrauchten, bis auf die Knochen abgemagerten Körpern schon
bald nachgefolgt sind. Die laute Stille des Schweigens, nicht effektheischend
in Szene gesetzt, sondern das für Bujak einfach nicht zu verleugnende
Ist seines ..unseres Daseins setzt das Grauen frei um Platz für Verantwortung,
für Erinnerung zu schaffen. Dazu Texte von den früheren Lagerinsassen
und heutigen Preisträgern Wladyslaw Bartoszewski und Elie Wiesel,
sowie von Jean-Marie Lustiger, dem um den Dialog zwischen Juden und Christen
verdienten Kardinal von Paris und Rita Süßmuth, der Präsidentin
des Deutschen Bundestages.
Nach dem 9./10. November 1989 ist der Rückblick auf die Folgen
des 8./9. Novembers 1938 und davor ein zwingendes Muß für unser
aller gemeinsame Zukunft, ganz egal wie sich das Haus dann nennt, unter
dessen Dach wir dann an einem Tisch sitzen wollen. Von daher ist dieses
Buch ein Liebesbeweis an die Zukunft.