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"Sei es freundlich, sei es böse,
Meist genügend klar und scharf
Klingt des Mundes Wortgetöse
Für den täglichen Bedarf.
Doch die Höchstgefühle heischen
Ihren ganz besonderen Klang;
Dann sagt grunzen oder kreischen
Mehr als Rede und Gesang."
("Ungenügend" aus Wilhelm Busch: Gedichte, S. 171)
Vielleicht nicht "grunzen oder kreischen", aber doch viele der zarteren Geräusche des Wohlbefindens löst die Diogenes-Neuausgabe der Gedichte und Bildergeschichten von Wilhelm Busch aus. Buschs Werk muss zu seinem 175. Geburtstag und ein Jahr vor seinem 100. Todestag wahrlich nicht mehr angepriesen werden, oder etwa doch?
"Max und Moritz" wird wohl jeder kennen, aber da sind auch noch "Die fromme Helene", die drei Kapitel um "Tobias Knopp", "Hans Huckebein der Unglücksrabe", "Fipps der Affe", "Plisch und Plum", "Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter" und "Maler Klecksel" als Bildergeschichten wieder oder neu zu entdecken. Und dazu noch in einem schmaleren Band die siehe oben nicht minder dem Allzumenschlichen nachspürenden - zuweilen auch die Bildergeschichten variierenden - Gedichte, die allerdings von Busch nur dann und wann auch illustriert wurden.
Wie schon 1974 sind beide Bände mit dem instruktiven Anhang von Friedrich Bohne samt Anmerkungen und Register versehen worden, in denen u.a. auch so Manches zur Entstehungsgeschichte einzelner Werke zu erfahren ist. Und das alles in einer Ausstattung, die als Halbleinen im Oktavformat unbeschwert in der Hand liegt und sich nach der Lektüre wieder dekorativ in einem Schuber verstauen lässt. Ein bibliophiles, so bald nicht einstaubendes Schatzkästchen, das für viele gewiss zu jenen zehn Büchern gehören wird, die man auch noch für die berüchtigte Insel nach überstandener Seenot retten wollte.