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Ameliah war zehn, als ihre Mutter starb, und keine drei Jahre später stirbt auch ihr Vater. Seither lebt sie bei ihrer Großmutter und lässt trotz aller Bemühungen niemand wirklich an sich heran. Neben ihrer "Nan" ist es nicht zuletzt ihre beste Freundin Heather, die sie immer wieder aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken sucht. Doch erst ein altertümlicher Kassettenrekorder samt einem Stapel bespielter Kassetten gibt ihr den entscheidenden Anstoß. Neben zahlreichen Aufnahmen ihrer Mutter, die als Gitarre spielende Sängerin aufgetreten ist, entdeckt sie auch eine Kassette mit der Stimme eines vermutlich etwa gleichaltrigen Jungen, die ihr bekannt vorkommt …
Der englische Autor und Slam-Poet Steven Camden legt mit "Press Play - Was ich dir noch sagen wollte" einen Jugendroman vor, der geschickt und spannungsreich zwei Zeit- bzw. Generationenebenen verbindet.
Parallel zu dem gegenwärtigen Geschehen um Ameliah wird im steten Wechsel die in den 1990ern spielende Geschichte des ebenfalls dreizehnjährigen Ryan erzählt. Und auch Ryan hat seine Mutter früh verloren, doch sein Vater hat dann mit Sophia nicht nur eine neue Frau, sondern auch deren Sohn Nathan ins Haus gebracht. Doch wiewohl sich Nathan anfangs alles Andere als umgänglich zeigte und sich stets in Konkurrenz zu Ryan sah, sollte Ryan ihm schon bald großes Vertrauen schenken können. Auch und gerade als Ryan ein Mädchen kennenlernt, dass jedoch wenig später mit ihrer Mutter nach Irland zurückkehren muss.
Die enge Verbindung zwischen Ameliah und Ryan erschließt sich auch dem Leser erst nach und nach. Zu ähnlich, weil zeitlos sind die Ängste, Hoffnungen und Wünsche der beiden, so dass bei Ryan die fehlende Erwähnung von Handys und Internet erst gar nicht auffällt. Und beide haben sich mit 13 Jahren verliebt - aber bei Ryan führt die auch dank seines besten Freundes Liam mit viel Situationskomik angereicherte Geschichte eines Verliebten bereits weiter, mündet sie doch schließlich viele Jahre später in der Geburt einer Tochter …
Eine sehr romantische Geschichte also, die mit den bereits für Kassettenrekorder typischen Play- oder Pause-Zeichen angezeigten Perspektivwechseln vor Augen führt, dass auch Erwachsene einmal Kinder waren, die an ihrer Verantwortung zu wachsen haben. Zudem überzeugen der Autor und seine Übersetzerin nicht zuletzt mit einer eingängigen und flüssigen Sprachregelung. Lediglich ein Ausflug ins Magische, als Ryans Stimme auf der Kassette Ameliah direkt zu antworten scheint, fällt da etwas ab.
Insgesamt aber ist "Press Play" ein empfehlenswerter Schmöker für gemütliche Lesestunden.