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Überschrieben mit "Romantiker der Revolution" hat der englische Historiker E. H. Carr im Jahr 1933 eine köstlich hintergründige Biographie über die Begründer des Anarchismus als "russischen Familienroman aus dem 19. Jahrhundert" vorgelegt.
Alexander Herzen und Nikolai Ogarjow - Großgrundbesitzerben, die sich in ihrem Exil, der eine mehr der andere weniger geschickt, ihrer Besitztümer entledigten und später immerhin auch mit einigem Erfolg gegen die Sklaverei in Russland zu Felde zogen, waren durch tragisch groteske Lieben zur gleichen Frau verbunden, die an Aberwitz nur durch das vorherige Dreieck Alexander und Natalie Herzen mit Georg Herwegh überboten wurde. Michail Bakunin dagegen war ein Stratrege der Selbsteinladung und könnte mit seiner parasitären wie destruktiven Haltung noch heute so genannten "Autonomen" als Vorbild dienen. Nicht von ungefähr verweist Carr auf die wohl nicht zufällige Korrespondenz zwischen dem Privatleben seiner Protagonisten und deren jeweiligen Ansichten zur Weltlage - insbesondere bei Herzen ...
Die im Wortsinn miteinander verwickelten Geschichten gemahnen an die turbulenten Romane Turgenjews oder Balzacs, und es gereicht Carr zur besonderen Ehre, dass er seinen Helden gegenüber bis zur letzten Seite verständnisvollen Respekt zu wahren und Absurdes dennoch absurd zu nennen versteht. Dazu gehört natürlich auch seine tief greifende, quellensichere Kenntnis damaliger Zeitläufte mit ihren Einübungen vordemokratischer Strukturen. Das Vergnügen, all diese Verwicklungen in Carrs flüssigem Duktus heute in einfühlsamer Übersetzung als neuen Band in Magnus Enzensbergers "Anderen Bibliothek" nachlesen zu können, wird noch durch die immer wieder neu hervorzuhebende Ausstattungsqualität dieser Reihe gesteigert.