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Nachdem im TV über ein tragisches Busunglück berichtet worden
war, hat der Vater von Nicolas darauf bestanden, seinen Sohn mit dem eigenen
Wagen an das Klassenfahrtziel zu bringen. Ganz abgesehen davon, daß
Nicolas sowieso nicht sonderlich beliebt in der Klasse ist, muß sich
der potentielle Bettnässer nun auch noch einen Schlafanzug ausleihen.
Der Vater hatte beim Abschied vergessen, den Koffer auszuladen. Aber dann
scheint gerade dieses Malheur Nicolas einen neuen Freund zu bescheren...
Achtung: Dies ist kein Kinderbuch. Emmanuel Carrère erzählt
in SCHNEETREIBEN zwar von dem Schicksal und aus der Sicht eines 10-jährigen,
aber so, daß einem gleichaltrigen Leser der Mut zum Älterwerden
vollends ausgetrieben würde. Es offenbart sich ein Abgrund jugendlichen
Daseins, das trotz seinem Hang zu mißverstandenen Beobachtungen und
überzogenen Phantasien nur haarscharf an der Wahrheit vorbeischrammt.
Denn auch wenn Nicolas in seiner Angst falsche Zuordnungen herstellt, hat
er doch in einem recht: Das ihn Bedrohende kommt aus nächster Nähe,
und gerade weil ein anderes Kind ermordet wird, wird Nicolas nun den Rest
seines Lebens leiden müssen. Carrère hat offenbar nichts vergessen,
weder die Peinlichkeiten eines präpubertierenden Kindes noch wie so
ein Kind jeden Tag aufs Neue versuchen muß, die Welt der Erwachsenen
und die der Gleichaltrigen auf die Reihe zu bringen. Das bis dahin erworbene
Schulwissen reicht zum Überleben halt nur sehr bedingt. Carrère
findet für diesen Mißstand erstaunlich präzise Worte und
erzeugt mit ihnen eine Gänsehaut nach der anderen. Eine schreckliche,
eine schrecklich spannende Geschichte, ausgezeichnet mit dem Prix Femina.