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Die KONEKÜ, die Kommission zur Förderung der niederländischsprachigen
expressiven audiovisuellen Künste, tagt mal wieder. Es gilt Fördergelder
für einen neuen Film zu verteilen. Der Film sollte anspruchsvoll sein,
aber die "breite" Öffentlichkeit nicht verprellen, dem (flämischen)
Nationalstolz dienen und zugleich auf internationaler Ebene Beachtung finden.
Man einigt sich schließlich auf Leben und Werk des Malers Pieter
Breughel. Eines der Kommissionsmitglieder hat da nämlich zufällig
noch eine (uralte) Drehbuchvorlage parat...
Selbst wenn es im Bereich öffentlich
geförderter Filmproduktionen nur die Spitze des Eisberges wäre,
die Hugo Claus in BELLADONNA abgebildet hat, bleibt die Vielfalt des Mauschelns
und Intregierens beeindruckend. Der Narzismus feiert fröhliche Urständ,
Boshaftigkeiten und Gemeinheiten sind nur die Vorspiele von knallharten
Betrügereien, die schon auch mal Leib und Leben gefährden. Da
eine der Hauptfiguren Museumsleiter eines einst angeblich widerständischen
Malers ist und sich eine andere als verkanntes Literaturgenie sieht, kommen
alsbald zu dem einen Eisberg noch andere dazu. Dem Thema angemessen, lebt
dieser Roman von kurzen, dynamikreichen Sequenzen, die zuweilen auch unverhofft
die Erzählperspektive innerhalb eines Absatzes wechseln. Um den Faden
nicht zu verlieren, sollte sich die Lektüre des Romans also nicht
länger als eine Woche hinziehen. Das wird sie auch nicht.
Hugo Claus
pflegt eine derb deutliche Sprache, die nur wenig ausläßt. Hinweise
auf "political correctness" fehlen dafür gänzlich. Seiner barocken
Lust am Zerstören jedweder Ideale haftet allerdings auch etwas von
einem resignativen Abgesang an. Hoffentlich nimmt sich Claus da nicht selbst
zu ernst und arbeitet bereits wieder am nächsten Buch.
Weitere Besprechungen zu Werken von Hugo Claus siehe:
Büchernachlese-Extra: Hugo Claus (1929 - 2008)