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Büchernachlese-Extra: Hugo Claus

Hugo Claus

Belladonna

Roman. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1996. 340 Seiten. ISBN: 3-608-93373-5, >>> Amazon
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Die KONEKÜ, die Kommission zur Förderung der niederländischsprachigen expressiven audiovisuellen Künste, tagt mal wieder. Es gilt Fördergelder für einen neuen Film zu verteilen. Der Film sollte anspruchsvoll sein, aber die "breite" Öffentlichkeit nicht verprellen, dem (flämischen) Nationalstolz dienen und zugleich auf internationaler Ebene Beachtung finden. Man einigt sich schließlich auf Leben und Werk des Malers Pieter Breughel. Eines der Kommissionsmitglieder hat da nämlich zufällig noch eine (uralte) Drehbuchvorlage parat...
Selbst wenn es im Bereich öffentlich geförderter Filmproduktionen nur die Spitze des Eisberges wäre, die Hugo Claus in BELLADONNA abgebildet hat, bleibt die Vielfalt des Mauschelns und Intregierens beeindruckend. Der Narzismus feiert fröhliche Urständ, Boshaftigkeiten und Gemeinheiten sind nur die Vorspiele von knallharten Betrügereien, die schon auch mal Leib und Leben gefährden. Da eine der Hauptfiguren Museumsleiter eines einst angeblich widerständischen Malers ist und sich eine andere als verkanntes Literaturgenie sieht, kommen alsbald zu dem einen Eisberg noch andere dazu. Dem Thema angemessen, lebt dieser Roman von kurzen, dynamikreichen Sequenzen, die zuweilen auch unverhofft die Erzählperspektive innerhalb eines Absatzes wechseln. Um den Faden nicht zu verlieren, sollte sich die Lektüre des Romans also nicht länger als eine Woche hinziehen. Das wird sie auch nicht.
Hugo Claus pflegt eine derb deutliche Sprache, die nur wenig ausläßt. Hinweise auf "political correctness" fehlen dafür gänzlich. Seiner barocken Lust am Zerstören jedweder Ideale haftet allerdings auch etwas von einem resignativen Abgesang an. Hoffentlich nimmt sich Claus da nicht selbst zu ernst und arbeitet bereits wieder am nächsten Buch.

Weitere Besprechungen zu Werken von Hugo Claus siehe:
Büchernachlese-Extra: Hugo Claus (1929 - 2008)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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