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Seit der Übernahme durch Thienemann scheint im Gabriel Verlag einer neuer, weitaus frischerer Wind zu wehen. Zeichnete sich der österreichische Verlag bislang durch eine eher angestaubt konservative, konfessionell eingeengte Kinderliteratur aus, hat sich sein Autorenkreis nun unter anderem um einen Querdenker wie den Paderborner Kabarettisten Erwin Grosche erweitert. Er, aber auch eine Autorin wie Jule Sommerberg verstehen sich auf einen situationsbezogenen, von Humor getragenen Ansatz, der gerade bei religiösen Themen für eine angemessene Erdung sorgt und sein Hauptaugenmerk auf das Verbindende zwischen den Konfessionen und Religionen lenkt. Davon ist auch die gelungene Übersetzung des Bilderbuches 'Gott, Allah, Buddha' von Emma Damon bestimmt. Ihre äußerst ansprechend als Klapp-, Falt- und Schiebebilder gestalteten Illustrationen verleugnen in ihrer scheinbar einfachen Strichführung nicht den an anderen bekannten englischen Zeichnern geschulten Witz, ohne dabei von dem durchaus ernsthaften Anliegen dieses Buches abzulenken. Das erste Bild zeigt miteinander spielende Kinder, über deren Köpfen sich erst beim Aufklappen zweier Baumgruppen die verschiedenen Glaubenssymbole von Buddhisten, Christen, Hindus, Juden, Muslimen und Sikhs zeigen. Abgesehen von einer nun sichtbar gewordenen Zeichenlegende heißt es lapidar: 'Viele Menschen glauben an einen Gott. Viele Menschen glauben an mehrere Götter. Viele Menschen glauben nicht an Gott.' Auf der nächsten Seite sind zwei mal sechs Kinder zu sehen, die z.B. ein Mädchen zeigen, das ein Kopftuch trägt, wird das über dem Gesicht gestanzte Bild jedoch aufgeklappt, heißt es analog neben dem entsprechend veränderten Kind: 'Manche christliche Mädchen tragen bei ihrer Erstkommunion einen Kopfschmuck.' Ein Gesicht, zwei verschiedene Ansichten - ein subtiler Kunstgriff, der ohne Worte spekulative Zuweisungen, womöglich lediglich aufgrund der Hautfarbe, ad absurdum führt. Es folgen die Seiten, auf denen sich die Gotteshäuser der jeweiligen Religionsgemeinschaft von außen wie von innen entfalten. Sehr schön auch die Ansicht auf zwei Häuserzeilen, die dann aufgeklappt die Kinder zu Hause beim Beten oder Meditieren zeigen. Das Ende bildet schließlich ein eingeklebtes Plakat, das die für Kinder bedeutsamen Feste aller Religionen vorstellt, wie z.B. Weihnachten und Chanukka.
Die Texte informieren altersgemäß und machen neugierig. Beim Blick über den Tellerrand unterstreichen sie vor allem das Besondere eines jeden Menschen und eröffnen so auch das Fragen nach dem eigenen Glauben. Nach dem ersten Vorlesen wird dieses Bilderbuch gewiß auch von den Kindern allein immer wieder mit viel Vergnügen 'studiert' werden.