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1963 auf dem Gestüt Lucies in einem kleinen niederländischen
Dorf. Eine namen- und gesichtslos bleibende Ich-Erzählerin schildert
das Zusammentreffen der behäbig wirkenden Lucie mit dem Roma Joseph.
Vom ersten Augenblick an besteht kein Zweifel, daß Lucie und Joseph
füreinander bestimmt sind. In ihrer alsbald 17 Jahre währenden
Ehe bilden nach außen hin die Pferde den Brennpunkt ihres Zusammenseins.
Das Gestüt ist sehr erfolgreich, denn beide ergänzen sich kongenial
mit den intuitiven Gaben ihrer jeweiligen Herkunft - außer im Sommer,
da lebt jeder für sich. Joseph zieht es fort zu seinen Europa weit
verstreut lebenden Verwandten. Er sucht Geschichten und nicht zuletzt seine
eigene durch das III. Reich geprägte Geschichte. Und Lucie leidet
keineswegs unter dem alljährlichen Abschied, sind doch die Erlebnisse
und Geschichten Josephs auch für ihren Geist und ihre Phantasie lebensnotwendig.
Was bedeutet da schon der Verzicht auf eine gemeinsam verbrachte Jahreszeit...
HERZOG VON ÄGYPTEN lautet der Titel des neuen Romans von Margriet
de Moor. Hervorragend von Helga van Breuningen übersetzt bietet die
niederländische Autorin einmal mehr vollkommenen Lesegenuß.
Die Ich-Erzählerin ist mit den intimsten Details vertraut, dennoch
wahrt sie die Distanz einer bestenfalls entfernten Bekannten. In einem
Sprachfluß spröder Poesie legt sie die Geschichten hinter den
Geschichten von den Roma-Sippen Josephs frei, deren traumatischer Tiefpunkt
die Deportationen in die KZ's sind. Daneben, oder besser gesagt, darüber
schwebt die Lust am Erkennen des Anderen im Anderssein.