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Mirjam hat Angst. Schon seit Tagen liegt sie in tiefem Schlaf. Die Eltern reden mit ihr. Stefan hält wie schon bei der Klassenreise ihre Hand. Der Geschichtslehrer Paganini spielt Geige für sie. Aber erst als Oma ihr fremde Lieder vorzusingen beginnt und von einer Zeit spricht, von der sie bis dahin noch gesprochen hat, will Mirjam wieder aufwachen.
Die Novelle 'Am anderen Ufer des Flusses' von Jaak Dreesen erzählt von Mirjam, einem Mädchen der dritten Generation nach Auschwitz. Die Großmutter konnte der Mutter nicht nahekommen, die Mutter der Tochter nicht.
Wie sehr heute noch das grauenhafte Morden von damals Wirkung zu zeigen vermag, erzählt der Autor in poetisch eindrucksvollen Sprachbildern (übersetzt von Mirjam Pressler!), die nicht zuletzt dank ihrer straffen Klarheit und fehlenden Sentimentalität ins Herz treffen. Literatur auf hohem Niveau also, gerade weil sie auch jugendliche Leser überzeugen wird.