buechernachlese.de
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Nichts geht mehr. Der Blick nach vorne hat nur den 'ziemlich wahrscheinlichen' oder den 'absolut sicheren Tod durch Fremdeinwirkung' vor Augen, und diesen Blick, diese Wahl hat nur noch eine kleine Gruppe von Menschen.
'Möge es (das Buch) uns erbittert entschlossen machen, diese schrecklichste aller Bedrohungen, (...) mit Entschiedenheit zu beseitigen', schreibt im Vorwort der Jesuitenpater Erlinghagen, der einst die Atomexplosion von Hiroshima überlebt hat.
Hermann Ermer hat sich an ein Thema gewagt, das entweder schon in wissenschaftlichen, aber unverständlich widersprüchlichen Abhandlungen oder in sich am Horror aufgeilenden Katastrophenfilmen 'verarbeitet' wurde. Hermann Ermer aber hat gut recherchiert und vermittelt dennoch allgemeinverständlich und unpathetisch, was alles passieren kann, wenn einen das Geschick im Fall des Falles in einen atombombensicheren Schutzbunker der Bundeswehr entkommmen läßt. Diese (noch) fiktiven Erlebnisse werden aus der Sicht des fünfzehnjährigen Frank geschildert, denn die anderen sehen es ja nicht. Frank kann die Erwachsenen zwar hören, aber nicht verstehen. Zum Beispiel seine Eltern, die mögen sich doch, warum streiten die nur immer? Oder die Soldaten im Bunker, warum können die nicht wenigstens jetzt vernünftig miteinander reden, wo doch oben vermutlich alles unter Schutt und Asche liegt? Immerhin - Frank ist wach genug, Gefühle zu zeigen, nach Gefühlen zu fragen, überhaupt zu fragen.
Eine Geschichte, die ich erst nach der letzten gelesenen Seite weglegen konnte, ein Buch, das gerade nach Tschernobyl nicht einfach verdrängt werden sollte.