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Der 222. Band der Anderen Bibliothek im Eichborn Verlag ist das letzte Werk Gustave Flauberts (1821 -1880).
Bouvard und Pécuchet lernen sich mit jeweils 47 Jahren kennen, stellen fest, dass sie beide als Kopisten tätig und in ihren Neigungen und Eigenarten gerade nur so gegensätzlich sind, dass sie alsbald zu unzertrennlichen Freunden werden. Als der eine dann unverhofft eine große Erbschaft antreten kann, geben sie kurzerhand ihre verhasste Arbeit auf, um sich auf dem Land niederzulassen und ihrer gemeinsamen Vorliebe für "wissenschaftliche" Experimente zu frönen. Naturgemäß mit der Agrikultur beginnend, streifen sie alsbald u.a. auch Chemie, Medizin, Astrologie, Geologie um nach vielen weiteren Stationen am Ende auch an Pädagogik, Malerei, Ethik und Rechtspflege zu scheitern. Das letzte Kapitel ist leider nur als Notizenfragment erhalten, gibt aber immerhin noch Auskunft über die Schlusspointe, wonach die beiden wieder das beginnen (müssen), womit sie vor der Erbschaft aufgehört haben. Nicht klug, aber immerhin etwas weiser geworden …
Dieses Opus Magnum forderte Gustave Flaubert gut 30 Jahre ab und setzt lange vor Joyce den Markstein der "Moderne". "Bouvard und Pécuchet" ist eine großartige Satire über die variantenreichen Schattierungen der Dummheit und wird hier (endlich!) in neuer und im Anhang umfänglich dokumentierter Übersetzung von Hans-Horst Henschen vorgelegt, deren Meisterschaft die gewohnt außergewöhnliche Ausstattung der Anderen-Bibliothek-Bände gut zu Gesicht steht. Keine Angst vor Klassikern - diese Lesezeitreise ins 19. Jahrhundert zu immer noch gültigen Abwehrmechanismen der Erkenntnis ist Vergnügen pur.