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Die Folgerichtigkeit im menschlichen Denken geht zuweilen krumme Wege,
vor allem aber, wenn es sich um das Gebot: "Du sollst nicht töten!"
handelt. Das Töten des Soldaten wird mit Orden geadelt, der soziale
Dienst am Menschen "Ersatzdienst" genannt, und der Mörder oder die
Mörderin ...
In Frankreich wurde noch vor nicht allzu langer Zeit die Todesstrafe
vollstreckt, und in unseren Landen hat sie offenkundig auch noch ihre "Liebhaber".
Dem Henker aber, der diesem "Gerechtigkeitssinn" Genüge leistete,
wurde zu allen Zeiten mit einer seltsamen Mischung aus Respekt und Verachtung
begegnet.
Michel Folco weiß nun hinreißend von einer Henkerdynastie
zu erzählen, die über acht Generationen hinweg ihres Amtes waltete.
1683 wurde Justinien Pibrac I. vor die "Wahl" gestellt, unschuldig zum
Galeerendienst verurteilt oder mit den zweifelhaften Ehren eines Scharfrichters
versehen zu werden. Seinen Nachfahren hinterließ er mit seiner Wahl
einerseits den Grundstein zu einem stets wachsenden Vermögen, andererseits
hatte noch Ende des vorigen Jahrhunderts der vorletzte Pibrac Schwierigkeiten
eine Frau zu finden, die ihn heiraten mochte.
Michel Folco läßt nichts aus, bishin zur schwarzhumorigen
Situationskomik, die sich aus der Doppelmoral der sich in Unschuld die
Hände waschenden Auftraggeber und dem glasklaren Blick für die
einzelnen Schritte jenes entsetzlichen Handwerkes ergibt. Denn der "gute"
Scharfrichter legt seinen ganzen Stolz in die professionelle Verrichtung
seiner Arbeit hinein.
Unsereins lehnt sich derweilen gemütlich mit den Gaffern zurück,
läßt sich verführen und faszinieren ... und denkt sich vielleicht
am Schluß dieses wunderbaren Schmökers seinen Teil.