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Herbert Friedmann, Jahrgang 1951 und Autor von über 80 Büchern, darunter zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke, Hörspiele und Kriminalromane, schreibt auch Gedichte und hat nun mit "Berliner Sommer" eine Auswahl davon vorgelegt. Der Titel entstammt einem 43-zeiligen Gedicht, und das beginnt so:
Unbestimmt in der Ferne
Haltepunkte du wartest
du glaubst nicht dass es
etwas nützt du grüßt
alte Gewohnheiten du
wiederholst Gebärden
... und es endet:
du selbst verwandelst
dich in weichen Wind
und fliegst dir davon
Friedmann formuliert Gefühle, malt sie aus und sucht dem auf Fakten bedachten Gegenständlichen das mit unseren Sinnen erfahrbare an Farben, Gerüchen und Lauten gegenüberzustellen. Sich wiederholendes formales Kennzeichen seiner Gedichte sind überlappende Sätze, die zuweilen gewollte Doppeldeutigkeiten ergeben, zuweilen aber auch offenbar nur der optischen Form eines Gleichmaßes genügen wollen. Thema ist der Sommer als Teil eines ganzen Jahreslaufes, der von den Gedichten "Neujahr im Wind" und "Sylvester" eingerahmt wird. Die Gedichte sind von unterschiedlicher Qualität und Intensität, scheinen ein Work in Progress über mehrere Jahre zu dokumentieren. Am stärksten und im guten Sinne aufs Hellste verdichtet sind jene Verse, die er seiner Tochter Amelie gewidmet hat - da kommt originelle Leichtigkeit auf, die anzustecken vermag. Wer auf den Autor bereits wegen seiner anderen Werke neugierig geworden ist, wird ihn hier von einer ganz anderen Seite kennen lernen können und an diesem Büchlein gewiss seine Freude haben.
Erschienen ist es als eins der drei ersten in der Edition Razamba, die der Schriftsteller Martin Ebbertz im Jahr 2007 innerhalb des "Books on Demand"-Verlags- und Vertriebssystems begründet hat. Er belebt damit sehr mutig die Tradition eines Autorenverlages wieder, der sich nicht länger den alles nivellierenden Marktmechanismen der Großverlage unterordnen will. Neben Herbert Friedmann hat Ebbertz von sich selbst "Alltagsrezepte" und absurde Anleitungen für den Umgang mit Berufstätigen aller Art und die von Marcel Reich-Ranicki zum Kanon der deutschen Literatur zählenden Gedichte des Expressionisten Paul Boldt "Junge Pferde! Junge Pferde!" herausgegeben. Markenzeichen der ersten drei Bände ist das auf zwischen 60 und 68 Seiten begrenzte Broschur-Format, das dem Namen "Taschenbuch" alle Ehre macht. Schön, dass es solche Initiativen noch gibt - wer mehr von diesem Verlag erfahren will, sei auf die Sites von www.razamba.de verwiesen.