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Wolfram Sexmachine Kühn wird verdächtigt, seine Ehefrau Cora ermordet zu haben. Bevor jedoch die Polizei eintrifft, wird er von jemandem mit einer Hitler-Karnevalsmaske bedroht, der ihm einen Revolver an den Kopf hält. Von da an läuft in Wolframs Kopf ein Zeitrafferfilm ab, der Vergangenes erinnert und sich dabei immer wieder die Frage stellt, wer dieser Jemand hinter der Maske sei.
Ich gestehe: Werner Fritsch war mir bislang weder als Autor noch als Filmemacher bekannt. 'Jenseits' ist also das Erste, was ich von ihm zur Kenntnis genommen habe. Und ja, es ist wirklich ein starkes, sogar faszinierend aberwitziges Stück Prosa, das hier 'Sekunden des Entsetzens reflektiert'. Nur zum Selberlesen finde ich es nicht sonderlich geeignet. Mal ganz abgesehen davon, daß ich es schon bei Handke als eine Unverschämtheit empfand, eine kleine Erzählung zu einem Buch mit dem Preis eines Buches aufzupusten.
Und dann ist diesen in etwa 45 Norm-Manuskriptseiten auch noch etwas höchst kontraproduktiv 'Experimentelles' zu eigen. Sie verzichten nämlich außer den Buchstaben auf alle Satzzeichen. Einzig die Satzanfänge sind hin und wieder durch Großschreibung auszumachen. Auf den ersten Blick wirkt das nun sehr schnell, ein Denken und Reden ohne Punkt und Komma eben, aber was dem Filmemacher hier wie ein genial optischer Streich vorgekommen sein mag, wird für den Leser zu einem Gebremsthalten, das in der Lyrik förderlich, hier jedoch auch nicht durch eingestreut 'authentische' Oberpfälzer Idiome und genital metaphernreiche Ortsbeschreibungen gerechtfertigt ist. Würde es allerdings einem gelingen, dieses Stück im Theater als rasanten Monolog zu inszenieren, wäre mir der Preis des Buches als Eintrittsobulus gewiß nicht zu viel ...