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Als Avantgardekünstlerin und Jüdin seit 1933 ohne Auftrittsmöglichkeiten in Deutschland, emigrierte Valeska Gert (1892-1978) erst u.a. nach England und ab 1939 in die USA. Anfang der 1940er eröffnete sie in New York mit der "Beggar Bar" (dtsch. "Bettlerbar"), eine Mischung aus Nachtlokal und Kabarett. Hier fand sich bis 1945 die Bohème der damaligen Zeit ein, und es übernahmen in der Beggar Bar spätere Berühmtheiten wie Tennessee Williams und Judith Malina Jobs als Kellner und Garderobiere.
In ihrer 1950 erstmals erschienenen Autobiographie "Die Bettlerbar von New York" verzichtet Valeska Gert jedoch auf ein "Namedropping", sondern schildert so lakonisch wie eindrucksvoll einen Überlebenskampf, in dem Kunst und Spiel noch vor Essen und Wohnen rangieren. Dabei zeichnet sie pointiert Charaktere nach, die sie schätzt, wiewohl sie von ihnen nicht selten auch ausgenutzt wurde. Zwischen den Szenen in New York sind zudem Rückblicke auf ihre Kindheit und den Beginn ihrer Karriere eingestreut - keineswegs larmoyant oder sentimental, sondern mit genauso scharfen und präzisem Blick auf das ihr Wesentliche samt einer gehörigen Portion Selbstironie.
Zuletzt 1958 im Selbstverlag erschienen und dann lange Zeit vergriffen, kann dem von Karl Lagerfeld betreuten Imprint L.S.D. innerhalb des Steidl Verlags nicht genug dafür gedankt werden, dass dieses luzide und nach wie vor von einem bemerkenswert frischen Geist zeugende Werk einer bis zu ihrem Tod auf der Bühne und im Film tätigen Künstlerin wieder vorgelegt wurde - noch dazu in der für den Verlag typischen, angemessen schönen Ausstattung.
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