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Troy Phelan war alles andere als ein guter Vater, und daß 6 der 7 hinterbliebenen Kinder seinen Tod heftig herbeigesehnt hatten, kaum verwunderlich. Noch dazu, wenn es ein Erbe von 11 Milliarden Dollar aufzuteilen gilt. Doch Troy Phelans Verachtung für die eigenen Kinder reicht über den Tod hinaus. Das 7. von ihm bislang nie erwähnte Kind soll seine Alleinerbin werden. Rachel hatte nach dem Studium ihren Nachnamen geändert, um kurz darauf als Missionarin in die brasilianischen Regenwälder zu gehen. Sie zu suchen, wird für den ehemaligen Staranwalt Nate O'Riley zu einem lebensgefährlichen Abenteuer - nur um am Ende mit einem entschiedenen Nein konfrontiert zu werden.
Der neue Gerichtsthriller von John Grisham lebt einmal mehr von dem Antagonismus reich und arm, und geht doch weit darüber hinaus. Dem reizvollen, weil höchst extremen Gegensatz von schier unersättlicher Habgier und scheinbar absoluter Bedürfnislosigkeit läßt sich nicht einfach mit professioneller Gewitztheit beikommen. Hier stellt sich eine Grundsatzfrage, die persönliche Anteilnahme herausfordert. So muß sich Nate O'Riley bei der Suche nach der Erbin auch sich selbst und seinem Alkoholismus stellen. Und derart auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zurückgeworfen, sind auch die vereinfachenden Etiketten für die anderen Erben unzulässig. Hier geht es um Moral. Und um den Blick auf eine Welt, die neben der hochgezüchteten Zivilisation der USA (noch) Platz für die steinzeitweltliche Kultur brasilianischer Dschungelindianer hat.
Schon allein wie Grisham die Möglichkeiten seines Genres aufs Neue zu variieren und hierbei die Klippen ins Moralinsaure zu umschiffen wußte, ist höchst fesselnd und weit mehr als unterhaltend.
Weitere Besprechungen zu Werken von John Grisham siehe:
Büchernachlese-Extra: John Grisham