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Inspektor Michael Ochajon ist innerhalb des Landeskriminalamtes einer
Spezialeinheit für Schwerverbrechen zugeteilt worden. Gleich sein
erster Fall verlangt äußerste Behutsamkeit. Sicherlich auch,
weil ein Parlamentsabgeordneter zum Zeugenkreis gehört, aber vor allem
deshalb, weil dieser Mord in einem Kibbuz geschah. Bis dato eine Unvorstellbarkeit.
In der über 50-jährigen Geschichte der Kibbuz-Bewegung, jenem
scheinbar so friedlichen Modell einer besseren Welt, hat es so etwas noch
nie gegeben. Als Außenstehender, noch dazu als einer, der noch nie
einen Kibbuz von innen gesehen hat, scheint Michael Ochajon von Anfang
an schlechte Karten zu haben. Zudem hat er es diesmal mit einem Vorgesetzten
zu tun, der ihn auf Teamarbeit verpflichten will ...
Auch in dem dritten
Kriminalroman von Batya Gur zwingt ihr Inspektor eine in sich geschlossene
Gesellschaft ihr Innerstes nach außen zu kehren. Gerade innerhalb
eines Kibbuz sind jedoch die Empfindlichkeiten besonders hoch. In ihnen
versammeln sich Menschen, deren ältere Generationen sich zumeist aus
Widerstandskämpfern und/oder Shoa-Überlebenden zusammensetzen.
Darüberhinaus kämpft dieses hoch idealistische Gemeinschafts-System
in einer sich immer mehr am Konsumzwang orientierenden Welt schon seit
längerem um das Überleben. Einmal mehr erzielt auch DU SOLLST
NICHT BEGEHREN seine packende Spannung aus der Dichte und der Tiefe der
Charakterstudien, die uns in der hervorragenden Übersetzung von Mirjam
Pressler ein Stück aktuelles Israel Anfang der Neunziger näherbringen.
Weitere Besprechungen zu Werken von Batya Gur siehe:
Büchernachlese-Extra: Batya Gur