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Büchernachlese-Extras: Batya Gur | Die besten Bestseller-Kriminalautoren

Batya Gur

So habe ich es mir nicht vorgestellt

Roman. Berlin Verlag, Berlin 1996, 479 S., ISBN: 3-8270-0182-X, >>> Amazon
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Die 17-jährige Henia wird von der Mutter zur Untersuchung gebracht. Sie weist physische Anomalien auf, die sie in der Welt des ultra-orthodoxen Judentums als heiratsunfähig brandmarken. Henia einmal vernünftig zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln, wird für die Gynäkologin Jo'ella zur fixen Idee. Warum ihr gerade das Schicksal von Henia so nahegeht, versteht sie selbst nicht. Ein an sich harmloser Verkehrsunfall, der weniger das Auto als womöglich ihre Ehe angetastet hat, verunsichert Jo'ella noch mehr. Dem Unfallgegner Jo'el scheint es nämlich bei der 43-jährigen nachgerade zu gelingen, ihre Routine im Umgang mit Gefühlen ins Wanken zu bringen. Den Höhepunkt setzt kurze Zeit später schließlich ein Kollege im Krankenhaus, der Jo'ella nach einer vermeidbaren Todgeburt erst verständnisvoll Unterstützung anbietet, nur um sie dann in der Konferenz erbarmungslos an den Pranger zu stellen.
Die israelische Autorin Batya Gur ist hierzulande bereits mit zweien ihrer hervorragenden Kriminalromane bekannt geworden (beide Goldmann Verlag München). Neben der Beherrschung kriminalistischer Effekte waren es insbesondere ihre Ausdrucksmöglichkeiten für die Spiegelung des aktuellen Israel, die für Begeisterung sorgten. In ihrem neuen Buch hat die Autorin nun die Beschränkung des Genres verlassen und dafür mehr Raum für die Introspektive gewonnen. Was sich in der Einleitung wie das Strickmuster für einen "Arztroman" liest, sind lediglich die Stützpfeiler für ein engmaschig gewobenes Netz um das Planen eigener Lebenswirklichkeiten, die wiederum umgeben sind von Plänen mit zum Teil völlig anderen Lebenswirklichkeiten und Wahrheiten. Die gynäkologische Abteilung des Krankenhauses wird zum Ausgangspunkt für die Fragen nach Kindern und (eigener) Kindheit in Israel - und Kinder sind ja letztlich auch ein Synonym für Zukunft.
Der Titel "SO HABE ICH ES MIR NICHT VORGESTELLT" ist der Stoßseufzer einer von der Anstrengung überraschten Gebärenden, den Batya Gur (einmal mehr kongenial übersetzt von Mirjam Pressler) in eindrucksvollen Bildern zu entfalten weiß. Dank eines schlüssigen und mitreißenden Erzählbogens findet sie ins Mark treffende Worte für die Zwischentöne und Grauzonen menschlichen Daseins.

Weitere Besprechungen zu Werken von Batya Gur siehe:
Büchernachlese-Extra: Batya Gur

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