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Büchernachlese-Extra: Jesus Christus (Romane, Sachbücher)

Marvin Harris

Fauler Zauber

Unsere Sehnsucht nach der anderen Welt. Klett-Cotta, Stuttgart 1993, 274 S., ISBN: 3-608-93132-5, >>> Amazon
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Manches was gesagt und geschrieben werden müßte, wurde schon vor langem gedruckt. So hat Marvin Harris bereits 1974 mit seinem Buch COWS, PIGS, WARS AND WITCHES einen bedeutsamen Schlüssel zur Erkenntnis unseres größten Problems auf der Erde, nämlich dem Menschen, geschmiedet.
Nach fast 20 Jahren liegt nun die deutsche Erstausgabe dieses Werkes in der exzellenten Übersetzung von Ulrich Enderwitz vor. In FAULER ZAUBER findet der Anthropologe Harris für viele irrationale, scheinbar nicht objektiv zu erklärende Fragen sehr plausible und rationale Begründungen: für das Rinder-Tabu der Inder, das Schweine-Tabu jüdischer und islamischer Herkunft, den "Männlichkeitswahn" und die Geltungssucht (Potlatch-Phänomen) einiger primitiver Volksstämme, ebenso für das Emporkommen verschiedener Messiasgestalten inklusive Jesus bishin zum Hexenwahn vergangener und heutiger (Castaneda etc.) Ausprägung.
Harris Anthropologie nutzt Erkenntnisse der Biologie und insbesondere von Ökologie und Ökonomie, um zu verblüffenden Ergebnissen zu gelangen - verblüffend einfach wie die Antwort auf die Frage nach dem Ei des Kolumbus und (leider) progressiv wirksam bis in die heutige Zeit.
Wenn auch in dem Bewußtsein, daß sein Ausgangspunkt (das Rinder-Tabu) willkürlich gewählt war, greifen seine Antworten ineinander über, bedingen also auch die jeweiligen Fragen und Antworten danach, so daß man das Buch wirklich von vorne nach hinten lesen sollte.
Das Rinder-Tabu z.B. ist nach Harris für die Inder überlebenswichtig, denn, so weist er es einleuchtend nach, ihr Schlachten würde vielleicht kurzfristig den ersten Hunger stillen, aber mittelfristig das ökologische Gleichgewicht in Indien derart ins Wanken bringen, so daß eine Katastrophe unausweichlich wäre. Nicht nur in diesem Zusammenhang belegt Harris auch recht eindrucksvoll wie irrational wir selbst uns im zivilisierten Westen verhalten, wenn z.B. dreiviertel der Anbauflächen nicht der Versorgung der Menschen, sondern der Tierfütterung dienen - inklusive der "notwendigen" Überdüngung und anderer ökologischer Zeitbomben.
Zu seinen Äußerungen über den "Friedensfürsten Jesus" sei hierbei nur soviel angemerkt, als das, was jetzt in Büchern wie VERSCHLUßSACHE JESUS u.ä. zum Vorschein gelangt, für den in Zusammenhängen denkenden Menschen längst nicht so überraschend ist - vieles, was Eisenman & Co jetzt belegen können, hatte sich u.a. auch Harris schon vor 20 Jahren "denken können".
In FAULER ZAUBER wird nicht der skurrile Zeitvertreib eines Sonderlings dokumentiert, sondern das Buch belegt u.a. die Annahme, "daß wir durch Entmystifizierung unseres Alltagsbewußtseins die Aussichten auf Frieden und auf ökonomische und politische Gerechtigkeit verbessern können."
Und ferner ist es "ein Gebot der Moral, das Prinzip wissenschaftlicher Objektivität auf die Rätselfragen auszudehnen, mit denen uns die menschlichen Lebensweisen konfrontieren. Immerhin ist das einzige Methode, die noch nie ausprobiert wurde."
Aktueller denn je, sollte dieses Buch endlich flächendeckende Verbreitung finden!

Buechernachlese © Ulrich Karger


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