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Büchernachlese-Bestenliste 2008
Büchernachlese-Extra: Hermann Hesse

Hermann Hesse - Alfred Kubin

Außerhalb des Tages und des Schwindels

Briefwechsel 1928 - 1952. Herausgegeben von Volker Michels. Suhrkamp Verlg, Frankfurt a.M. 2008. 341 Seiten. 24,80 Euro. ISBN: 978-3-518-41941-0, >>> Amazon
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Zwei Gleichaltrige beginnen sich auszutauschen, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten. Während Alfred Kubin (1877 - 1959) in seinen Bildern das Erschrecken über die zerstörerischen Kräfte nicht fassbarer Mächte in Schach zu halten und damit zu bannen sucht, setzt Hermann Hesse (1877 - 1962) auf ein "Vertrauen in die Ordnung der Welt" und sucht ihr nicht nur in seinen Dichtungen, Erzählungen und Romanen mit einem konstruktiven Widerstand zu begegnen.
Auslöser für einen ab 1928 bis ins hohe Alter währenden Briefwechsel war ein Rückblick in Hesses Essay "Herbstlicher Regensonntag" auf den einzigen, bereits 1909 erschienenen Roman Kubins (Die andere Seite), wo er u.a. anmerkte:
"Kubin gehört keineswegs zu dem Typus von Künstler, der mir am nächsten steht und den ich am meisten liebe, aber inmitten unserer blöden Unterhaltungs- und Industriekunst ist er einer von den wenigen, die ich als Brüder meinesgleichen irgendwo verborgen sitzen weiß, an ihre Spiele verloren, leidend, aber fruchtbar, niemals käuflich, außerhalb des Tages und des Schwindels."
Diese Anerkennung einer Gemeinsamkeit, die ihn an die Seite von Hesses "Morgenlandfahrern" stellt, nimmt Kubin zum Anlass, einen ersten Dankesbrief zu schreiben ...

Der seit vielen Jahren als Herausgeber der Werke Hesses fungierende Volker Michels versteht es auch hier wieder, diesem Briefwechsel einen angemessenen Rahmen zu geben: Sämtliche Briefe jeweils durch hilfreiche Anmerkungen in den Fußnoten ergänzt, dazu noch, soweit eruierbar, die einander ausgetauschten Zeichnungen, eröffnet sich hier ein Austausch auf Distanz, der dennoch sehr viel Nähe zum Ausdruck bringt. Ein Zusammentreffen von Angesicht zu Angesicht im Jahr 1913, also lange vor ihrem Briefwechsel, sollte das einzige bleiben. Wiewohl gar nicht so weit voneinander entfernt lebend, und sich gegenseitig immer wieder einladend, spielten hierfür neben den politischen Gründen, nicht zuletzt auch die inzwischen angeschlagene Gesundheit eine Rolle, die beide zwang, solche Reisen auf das Notwendigste zu beschränken. Notwendig waren Reisen zur Familie und zu potentiellen Auftraggebern - und bei aller gegenseitigen Wertschätzung, wies auch diese eben ein durchscheinendes Gefälle auf. Die Literatur stieß zu beider Lebzeiten auf ein größeres Echo und fand ein entsprechend breiteres Publikum. Und Bücher zu schreiben oder sie, wie Kubin, zu illustrieren, fand hierfür seine funktionale Entsprechung - auch wenn Kubin durch zahlreiche Ausstellungen eigener Bildzyklen gewürdigt wurde.
Darüber hinaus teilten beide jedoch politisch bedingte Verluste und Einschränkungen, ihr Leiden an dem Wahn des Nationalsozialismus, ihre gesundheitsbedingten Schreib- und Malblockaden, das Sterben von Familienmitgliedern, Freunden und künstlerischen Wegbegleitern - aber auch immer wieder das Aufgreifen neuer Projekte, unter anderem jenes langwierige vom "Glasperlenspiel", das Hesse später noch den Nobelpreis einbringen sollte.
Neben den schon erwähnten Zeichnungen, ist dieses Buch mit einem Fototeil in der Mitte sowie einem Anhang am Ende mit dem sehr instruktiven Nachwort des Herausgebers, einem Personenverzeichnis und den Bildnachweise ausgestattet. Ein Buch, das selbst Kennern von Hesse oder/und Kubin noch neue Lichter aufzusetzen weiß.

Weitere Besprechungen zu Werken von Hermann Hesse siehe:
Büchernachlese-Extra: Hermann Hesse (1877 - 1962)

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