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Büchernachlese-Extra: Edgar Hilsenrath

Edgar Hilsenrath

Sie trommelten mit den Fäusten im Takt

Erzählungen. Gesammelte Werke Bd. 9. Herausgegeben von Helmut Braun. Dittrich Verlag, Berlin 2008. 199 Seiten. 19,80 Euro. ISBN: 978-3-937727-06-7, >>> Amazon
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Sehnlichst erwartet, schließt "Sie trommelten mit den Fäusten den Takt" als Band 9 endlich die letzte Lücke der zehn Bände umfassenden Gesammelten Werke von Edgar Hilsenrath. In diesem Band versammeln sich verstreut veröffentlichte Erzählungen, Satiren, Buchrezensionen, aber auch zwei Textabschnitte aus "Der Nazi & der Friseur", die seinerzeit wegen ihrer allzu deftigen wie auch allzu politisch aktuellen Zeitbezüge nicht die Gnade des Lektorats gefunden haben. Letztere wie auch noch der Text "Die Palästinenser" blieben bis dato gänzlich unveröffentlicht - nicht etwa wegen ihrer mangelnden Qualität, als vielmehr wegen des anarchischen Ordnungssystems seines Autors, das ihn diese Texte erst bei der Sichtung für seinen Vorlass wieder entdecken ließ. Die Qualität seiner hier insgesamt 29 kürzeren Arbeiten steht zudem unter dem Vorzeichen, dass Hilsenrath sie entgegen der üblichen Autorenentwicklung erst nach seinen Romanen im Laufe der letzten 30 Jahre verfasst und als bereits "gereifter Autor" in Anthologien und Zeitungen veröffentlicht hatte.
Wer die Gesammelten Werke der Reihe ihres Erscheinens nach gelesen hat, wird in diesen Texten deshalb auch des Öfteren Déja-vu-Erlebnisse haben - was jedoch keineswegs ermüdend ist. Diese durchschnittlich fünf, einmal aber auch gut 30 Seiten umfassenden Texte erden Hilsenraths Romanprosa, stellen sie gleichsam auf die Füße jener Wirklichkeiten, wie sie der Autor entweder rückblickend erinnert oder in die jeweils aktuellen Zeitbezüge stellt. Und das mit einer selten authentisch glaubwürdigen Verve und hinreißend treffsicheren Zuspitzung.
So ist dieser Band auch durchaus als Appetit weckende Einstiegslektüre zu empfehlen, die bereits das breite Themenfeld und die sprachliche Kraft des Autors vorzustellen vermag. Sein Erleben des Holocaust, das Erleben in der jüngeren Vergangenheit mit Neonazis, die seine Lesungen zu stören suchten, seine Emigrationserlebnisse in Israel und den USA und last, but not least seine unsäglichen Erfahrungen mit einigen seiner früheren Verleger - und das alles mit einer noch heute verstörenden Sicht darauf, die jeder Erwartung und jedem Klischee Hohn spricht, und, es kann nicht oft genug gesagt werden, in einer Sprache, deren Ausdrucksreichtum einen in jeder Hinsicht mitzunehmen weiß.
Wohl denen, die Edgar Hilsenraths Gesammelte Werke erst noch zu entdecken haben - ihnen stehen immer wieder aufs Neue überraschende Glanzlichter der Literatur bevor, die auf die längst fällige Auszeichnung durch das Nobel-Komitee warten.

Weitere Besprechungen zu Edgar Hilsenrath sowie Gesamtliste der Werkausgabe siehe:
Büchernachlese-Extra: Edgar Hilsenrath

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