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buechernachlese.de
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Wie seltsam oder im Wortsinn eigenartig Tiere sein können, stellt Russ Hodge in dem Sachbuch "Lebenskünstler - Von frostfesten Fischen, radioaktivitätsresistenten Bärtierchen und selbstheilenden Amphibien" vor.
Als Autor am Max Delbrück Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin versteht er es, auch komplexe Forschungsergebnisse über diese "Lebenskünstler" für Laien sehr anschaulich zu vermitteln, was Stefan Widdes wiederum eingängig ins Deutsche übertragen hat.
Gegliedert in die Teile "Die Unterwelt", "Im Wasser", "Zu Land" und "In der Luft" finden sich hierunter wiederum die Erläuterungen zu den staunenswerten Fähigkeiten und Eigenschaften von Nacktmullen, Grizzlybären, Maulwürfen und sibirischen Fledermäusen, von kleinen Rochen, Tintenfischen, Eisfischen und Axolotl, von Stachelmäusen, Giraffen und Bärtierchen sowie von Kolibris, Schleiereulen und Nachtigallen. So unterschiedlich die Tiere und ihre Lebensräume sind, ergaben sich dennoch auf verschlungenen Wegen gar nicht so selten interessante Verbindungen zwischen den sie erforschenden Wissenschaftler:innen, die sich ergänzten bzw. neue Impulse zu gänzlich neuen Forschungen setzten. So z.B. zwischen Kolibris und riesigen Spinnen in der Antarktis oder zwischen sibirischen Fledermäusen und einer Frau, die lyrische Texte zur Geologie verfasst, Flugzeuge geflogen und bei den Nürnberger Prozessen Nazis verhört hatte.
Wurde bislang zumeist an und mit Fliegen, Würmern, Fröschen, Fischen, Mäusen und Ratten geforscht, war es an der Zeit, den Blickwinkel zu erweitern, um Erkenntnisse über die Evolution, die Entwicklung von Technologien und Werkzeugen zur Manipulation von Genen und dem Verständnis ihrer Funktionen zu sammeln. Dafür müssen Tiere als Ganzes wahrgenommen werden und nicht nur "als Ansammlung einzelner Merkmale, die es zu zerlegen und untersuchen gilt".
Denn jeder Organismus stellt ein Ökosystem aus Zellen, Geweben und Strukturen dar, die gemeinsam sein Überleben sichern - weil sich bei genügend Zeit daraus auch "Vielfalt ergeben [kann], um einen Überlebensweg aufzutun, wenn sich ihre Nische verändert." Und dies gelingt nicht zuletzt durch "erstaunlich anpassungsfähige System der Steuerung der vorhandenen Gene." So können und konnten "flossenbildende Moleküle so justiert werden, dass sie Beine bauen."
Dieses von Anfang bis Ende äußerst lesenswerte Buch wird als Hardcover im Großformat vorgelegt, was es erlaubt, den Text in zwei gut ausbalancierten Spalten zu präsentieren.
I-Punkte der Ausstattung bilden zudem die allen Kapiteln vorangestellten, ganzseitigen Illustrationen von Kat Menschik, die mit ihrer bekannten präzisen Strichführung und stets angemessenen Farbgebung die im Buch angesprochenen Tiere in Szene zu setzen weiß und dazwischen auch noch kleinere Skizzen zum (noch) besseren Verständnis einzelner Textinhalte gestaltet hat.
Wer sich oder/und anderen ein Geschenk machen will, das auf mitreißend gekonnte Weise den Horizont und das Weltbild erweitert, denen sei dieses Werk dringend anempfohlen!
Weitere Besprechungen zu Werken mit Illustrationen von Kat Menschik siehe:
Enn Vetemaa: Die Nixen von Estland (2002)
Tilman Spreckelsen: Der Mordbrand von Örnolfsdalur und andere Isländer-Sagas (2011)
Franz Kafka: Ein Landarzt - Kleine Erzählungen (2016)
Volker Kutscher: Moabit (Kurzhinweise 2017)
Schota Rustaweli/Tilman Spreckelsen: Der Held im Pardelfell (2018)
Asbjørnsen/Moe: die Puppe im Grase (2019)
Kat Menschiks & des Diplombiologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben (2020)
Asta Nielsen: Im Paradies (2023)
Russ Hodge: Lebenskünstler - Von frostfesten Fischen, radioaktivitätsresistenten Bärtierchen und selbstheilenden Amphibien (2024)