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Büchernachlese-Extra: Kabarett-Autoren
Textenetz: Hanns Dieter Hüsch

Hanns Dieter Hüsch

Wir sehen uns wieder

Geschichten zwischen Himmel und Erde. Kindler Verlag, München 1995, 384 S., ISBN 3-463-40236-x, >>> Amazon
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Nun also das zweite "dicke" Buch vom "fahrenden Poeten" und "Großmeister der Kleinkunst" Hanns Dieter Hüsch. Diesmal keine Autobiographie mit Textbeilage, sondern eine Art Roman-Collage. Seine "Geschichten zwischen Himmel und Erde", stehen nicht lose für sich, sondern sind von einer Rahmenhandlung umgeben in den Zusammenhang eines übergreifenden Spannungsbogens gesetzt. Gegliedert in drei Teile beginnt es mit der "Anreise": "Hast du deine Zahnbürste/ Sagte meine Frau/ Ja sagte ich/ Hast du deine Schrundensalbe für die Füße/ Ja sagte ich/ Ich denke schon/ Du hast also nicht/ Im Himmel kriegt man bestimmt/ Auch Schrundensalbe/ Für die Füße/".
Der gesammte Text ist großzügig wie ein Gedicht gesetzt. Wer den Hüsch nur ein wenig im Ohr hat, liest und hört seinen Tonfall gleich mit, und tatsächlich... die Reise geht in den Himmel zum "lieben Gott". Den hatte er kennengelernt, als Gott seine Schwester in Dinslaken besuchen wollte, aber zuvor vom Fahrrad Hüsch beinah vor die Füße gefallen wäre. Gott hat ihn dann eingeladen, ihn doch einmal zu besuchen und ihm einiges vorzulesen. Dafür müßte er auch nicht sterben, und wenn er "(..) ein zweites Mal käme/ Wäre es wie ein Besuch bei Omma und Oppa/". Bei seinem "Aufenthalt" im Himmel - wo übrigens wegen des Platzmangels doch nicht geflogen wird, wie Hüsch erst dachte - trifft er seine Liebsten und Freunde u.a. Frieda, Kay und Lore Lorentz, seine Katzen und auch sein Alter ego Hagenbuch. Manche reden mit ihm, als hätte es da nicht den Schnitt des Todes gegeben, andere erkennen ihn nicht mehr ...
Die "Rückreise" wird dann noch von dem Angebot Gottes gekrönt, ihm einen gebrauchten Heiligenschein zu schenken. Wie bei seinen Auftritten wechselt Hüsch virtuos die Tonarten vom slapstickartigen Dur zu einem anrührenden Moll, um alsbald wieder ganz niederrheinisch sich und uns den Spiegel vorzuhalten. So läßt er zwar Gott über den Papst und die kirchlichen "Institutionen" im allgemeinen die Stirn runzeln, um dann aber Choräle dazwischenzusetzen, denen man wünschte in den kirchlichen Kanon aufgenommen zu werden. Die z.T. früheren Programmen entnommenen Zwischentexte erhalten in diesem Kontext eine ganz neue Brisanz. Hüsch beweist mit seinem Buch den Mut des unverbissenen Aufgeklärten und seine Art, Gottes Liebe zu beschreiben, ist keineswegs mit "Friede, Freude, Eierkuchen" zu verwechseln.

Nachruf und weitere Besprechungen zu Werken von Hanns Dieter Hüsch siehe:
Textenetz: Hanns Dieter Hüsch

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