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Der Ich-Erzähler Edmond Music läßt sein Leben Revue passieren, und setzt damit ein, als ein anderer mit seinem Wagen gegen einen Baum gerast ist und er seine langjährige Haushälterin und Geliebte Maude von seiner nach wie vor irdischen Präsenz überzeugen muß. Es entspinnt sich - eingeschlossen einiger alterbedingter Abschweifungen ins Philosophische - eine aberwitzige Lebensgeschichte, die am Ende auf einen allerletzten fulminanten Höhepunkt zustrebt und einen im doppelten Wortsinn schwarzen Humor Triumphe feiern lässt. Denn Edmond Music hat schon vor Jahrzehnten den neidvollen Hass seines einstigen Mitstudenten Fred Twombly erweckt - weniger, weil Edmond als katholischer Priester mit seiner Haushälterin das Bett teilt, als vielmehr wegen seiner lukrativen Pfründe als Rektor des angesehenen Beale Hall Forschungsinstitutes samt dessen umfangreicher Bibliothek. Twombly ist nun auf den Titel eines vor langer Zeit in einer Notsituation von Edmond verkauftes Buch gestoßen und hofft, ihm daraus endlich einen Fallstrick drehen zu können - es scheint sich nämlich hierbei um ein noch unentdecktes Werk von Shakespeare zu handeln. Doch Edmond weiß es besser.
Nein, fromme Seelen sollten sich mit der Lektüre dieses Buches nicht belasten. Alan Isler bricht in 'Klerikale Irrtümer' so ziemlich jedes Tabu, das einem Katholiken unter die Haut gehen kann. Damit beginnend, dass seine Hauptfigur von Geburt her Jude ist und gar nicht (mehr) an Gott glaubt, werden die selbstgewissen und selbstgerechten Wege innerhalb der katholischen Hierarchie aufs Köstlichste bloßgestellt - doch während der Erzähler auch ganz am Schluß 'trotz allem und allem' ein Mann bleibt, eröffnen sich für den Leser womöglich gerade deshalb ungeahnte Annäherungen an diverse Glaubensvorstellungen. Ein Nebenstrang umgarnt nämlich die Entstehungsgeschichte jenes besagten Buches, dessen Autorenschaft Edmond jedoch aus guten Gründen nicht bei Shakespeare sondern bei dem legendären Rabbi Ba'al Shem von Ludlow vermutet, dessen Weisheit offenbar nur noch von seinem Sinn fürs Pragmatische übertroffen wurde. Zusammen mit den vielen eloquenten Anspielungen und Zitaten ergibt das jedenfalls ein Buch, das Lachmuskeln und Geist eines aufgeklärten Lesers aufs Beste zu amüsieren weiß.