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Commander Dalgliesh soll Untersuchungen außerhalb Londons aufnehmen. Das zuständige Gericht ging bei dem Tod des jungen Mannes von einem Unglücksfall aus, doch nun hat ein anonymes Schreiben den sehr einflußreichen Adoptivvater Sir Alfred Treeves auf den Plan gerufen. Dalgliesh wollte sowieso in Suffolk Urlaub machen, und die erbetenen Nachforschungen führen ihn an einen Ort seiner Kindheit. Wegen seines Vaters hatte Dalgliesh seinerzeit mehrmals die Ferien in dem Priesterseminar von St. Anselm verbracht. Nach Ablauf der Woche sind drei Morde sowie ein Selbstmord aufgeklärt und die Schließung des altehrwürdigen Seminars beschlossene Sache.
Mit über achtzig Jahren beweist P.D. James nach wie vor ihre Zugehörigkeit zur Bestenliga englischer Kriminalautorinnen. Formal kommt 'Tod an heiliger Stätte' mit seinem an einem Ort abgezirkelten möglichen Täterkreis wie ein klassisches Kammerstück daher, aber hinter der scheinbar anachronistischen Folie priesterlicher Gelehrsamkeit verbergen sich sehr heutige Charaktere. Baroness James zeichnet mit ihrer eleganten Sprachregelung (kongenial übersetzt von Christa E. Seibicke) Werdegänge und Lebensantriebe höchst authentisch nach und entfaltet so den Plot zu einem vielschichtigen, atmosphärisch dichten Roman, der weit über die Rekonstruktion eines platten Tathergangs hinausweist. Auch ihr bislang ein wenig steif daherkommender Commander profitiert davon und gewinnt noch mehr an 'Fleisch'.
Seite für Seite wird man zur Auflösung vorangetrieben, die dann neben dem Täter u.a. auch die widersprüchlich komplexe Problematik von der Außenwirkung einer religiösen Organisation und ihrer inneren Ethik zu Tage fördert.
Weitere Besprechungen zu Werken von P.D. James siehe:
Büchernachlese-Extra: P.D. James