Ingar Johnsrud

Echokammer

Es schien ein normaler, wenn auch tragischer Verkehrsunfall mit einem Elch zu sein, der dem Fahrer schwerste Verletzungen bescherte – doch dann wurden im Auto neben anderen fragwürdigen Gegenständen und Spuren auch noch Schalen von Castorbohnen entdeckt. Castorbohnen sind der Rohstoff zur Gewinnung von Rizin, einem tödlichen Gift, dem selbst nach Einatmung kleinster Mengen, nichts Heilsames entgegengesetzt werden kann. Liselott Benjamin und Martin Tong als Ermittler der Anti-Terror-Einheit arbeiten alsbald fieberhaft daran, einen Anschlag damit zu vereiteln. Und dies einen Monat vor der Wahl des neuen Stortings bzw. des neuen norwegischen Parlaments in Oslo, deren damit verbundene Wahlkämpfe auch unabhängig von der Terrorbedrohung immer abgründigere Züge annehmen …
Der norwegische Autor Ingar Johnsrud legt mit „Echokammer“ den ersten in sich abgeschlossenen Band einer Thriller-Trilogie um die Ermittler Benjamin und Tong vor, der in der Übersetzung von Daniela Stilzebach derzeit wohl das Beste in sich vereint, was ein Roman dieses Genres zu leisten vermag!
Der Plot verwickelt bis zum voltenreichen Finale zwei Haupterzählstränge ineinander. Der eine stellt die beiden in ihren Herangehensweisen sehr unterschiedlichen Ermittler vor und lässt sie dann nach und nach in der Aufklärung bereits begangener und noch in Planung befindlicher Verbrechen voranschreiten. Der zweite Strang mit dem Sohn der ehemaligen Vorsitzenden der Arbeiterpartei im Zentrum durchleuchtet an und mit ihm immer mehr die durchaus auch sehr zwielichtigen Machenschaften demokratischer Parteien und welch manipulative Energien sie aufwenden können. Und das wiederum setzt ein Blitzlicht auf erschreckend aktuelle Entwicklungen wie die in den USA unter Donald Trump, wenn ein für die Arbeiterpartei tätiger, politischer Berater trocken meint: „Unsere Arbeit zielt darauf ab, den Mittelpunkt der Politik zu verschieben. Millimeter um Millimeter, sodass das, was früher als radikal galt, als normal angesehen wird.“
Wiewohl im Aufbau sehr komplex, gelingt es dem Autor in eingängigem Sprachfluss die Spannungsschraube in beiden Strängen immer mehr anzuziehen, so dass man sich schon bald nicht mehr von dem Text lösen will – ein echter „Pageturner“ also, der bereits Bestsellerstatus erlangt hat und diesen redlich verdient. Bleibt die Frage, ob und wie der Autor in den beiden Folgebänden dieses Niveau halten oder gar noch übertreffen kann …