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Erst fängt es ganz gut an: Kurz nachdem der bald 13-jährige Simon in die U-Straße des Dorfes gezogen ist, wird er von drei Mitschülern bedroht. Doch bevor sie ihn mit Fäusten traktieren, kommt der zwei Jahre ältere Chris und sagt: "Lasst ihn in Frieden!" - und die Mitschüler lassen tatsächlich von Simon ab. Als Simon wenig später aber von einer unbekannten Stimme am Telefon angesprochen wird, nichts über einen getöteten Hund und der an dem Kadaver für den Hundebesitzer gehefteten Warnung der Polizei zu erzählen, sieht sich Simon wieder ganz allein auf sich gestellt …
Andreas Jungwirth legt mit "Kein einziges Wort" seinen ersten Jugendroman vor. Sein Ich-Erzähler Simon reagiert erst wochenlang mit Schweigen auf den berufsbedingten Umzug des Vaters aus der Stadt aufs Land, um sich dann auf einmal einer weit größeren Bedrohung ausgesetzt zu sehen, die ihn zur Sprachlosigkeit und zur Überprüfung seines ethischen Verhaltens zwingt.
Fraglos ein wichtiges Thema verpackt in einem spannungsgeladenen Plot, der in Teilen auch überzeugend entfaltet wird. Doch die Charaktere sind nicht durchgehend in sich konsistent. Die Erwachsenen nur schablonenhaft skizziert, weisen die Jugendlichen zwar mehr "Fleisch" auf, aber ihr Verhalten ist nicht immer plausibel und ihre Schlussfolgerungen sind mal weit über, mal weit unter ihrem altersgemäßen Niveau. Insbesondere die im Präsens gehaltene Wortgewandtheit des schweigsamen Simon steht oft im Widerspruch zu seinen Aktionen und ist somit nicht glaubwürdig eingeführt - auch nicht mit den zahlreichen in Großbuchstaben gehaltenen Zitateinsprengseln und den bis zu fünf Leerzeilen für Gedankenpausen, was beides dann eher nach Zeilenschinderei aussieht.
Insgesamt ergibt das gerade noch ein "ganz nett" für einen Einmal-Ferienschmöker. Einiges darin verspricht aber durchaus, dass es Andreas Jungwirth beim nächsten Jugendroman besser machen könnte …