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Immer mehr Muslime leben in Deutschland, aber außer ihnen wissen hierzulande nur sehr wenige Menschen, worauf deren Glaube eigentlich gründet und was sich hinter Begriffen wie Islam, Koran und Mohammed verbirgt.
Den Anfang des Islams in seinen vielfältigen Ausrichtungen setzte Mohammed Ibn Abdallah (570-632), der als ihr Prophet heute 1,6 Milliarden Menschen inspiriert.
Ihn und seinen Werdegang verstehen zu lernen, ist somit ein erster wichtiger Schlüssel, einen Zugang für alles Weitere zu finden. Und "alles Weitere" meint hier insbesondere das Mohammed prägende kulturelle und geschichtliche Umfeld.
Lorenz Just lädt in "Mohammed - Das unbekannte Leben des Propheten" zu einer Zeitreise ein, auf der er so eingängig wie nachvollziehbar das Leben und Wirken Mohammeds schildert. Wiewohl noch an Jahren jung (Jahrgang 1983), gelingt es dem Islamwissenschaftler, seine Schilderungen in einer Balance zu halten, die weder skandalisiert noch beschönigt und zugleich den Leser von dem Gegenstand seiner Betrachtungen bis zur letzten Seite fasziniert sein lässt.
Eingerahmt ist sein Buch von einem Vor- und einem Nachwort, die sich beide auf seine eigenen Erlebnisse auf dem Berg Sinai und in Kairo beziehen und zugleich eine emotionale Brücke in die Gegenwart schlagen - u.a. mit dem Blick auf die Schauplätze dreier Weltreligionen bei Sonnenaufgang und auf die Anekdote mit einem Taxifahrer, dessen fünf Söhne allesamt Mohammed heißen.
Dazwischen ist das Buch in drei Teile gegliedert.
In dem mit "Mohammed der Araber" überschriebenen, kürzesten Teil zu Anfang sind alle bekannten Details nachzulesen, die sich auf seine im Rückblick legendenhaft erweiterte Biografie vor seiner Berufung im 40. Lebensjahr beziehen.
In "Mohammed der Gesandte" wird er als von Offenbarungen überwältigter Prophet vorgestellt und erläutert, was u.a. die ihm begegnenden Wunder zu bedeuten haben oder warum er seine Heimatstadt Mekka verlassen und nach Medina ziehen musste.
Im dritten Teil "Mohammed der Anführer" wird u.a. geschildert, wie er in Medina federführend die Herausbildung des Islams als über die Stämme hinweg gemeinschaftsstiftende Religion vorantreibt und sich seine Gemeinschaft alsbald zum wichtigsten Machtfaktor in der Wüste entwickelt.
Und in allen drei Teilen werden auch erhellende Bezüge zum Polytheismus in Mekka sowie den seinerzeit bereits existierenden "Schriftreligionen" des Judentums und Christentums hergestellt und inwieweit sich Mohammed von ihnen abgegrenzt hat oder ihnen nahe stand oder von deren Vertretern sogar unterstützt wurde.
Der Anhang belegt schließlich mit seinen zahlreichen Quellen- und Literaturangaben eine offenbar sehr fundierte Grundlage, auf die sich die Betrachtungen Justs stützen.
Ein Kritikpunkt kann jedoch nicht unerwähnt bleiben: So ist der gesamte Text zwar sehr eingängig geschrieben und es werden nur an einigen gebotenen Stellen Fachbegriffe wie "hermeneutisch" genutzt, doch auch deren Kenntnis ist bei jüngeren Lesern nicht vorauszusetzen. Hier hätte das Lektorat entweder auf eine Erläuterung im Text oder zumindest einen Glossar im Anhang drängen müssen.
Wegen dieser Einschränkung ist das Buch leider erst interessierten Jugendlichen ab der Sekundarstufe II zu empfehlen, ferner als "Einstiegslektüre" Studierenden und Lehrkräften, die sich u.a. mit Ethik und Religion befassen, sowie allen anderen Erwachsenen, die ihren Horizont erweitern wollen.
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