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Mit der JanHus 1 hebt im April 2018 das erste tschechische Raumschiff von einem staatseigenen Kartoffelacker ab. An Bord einzig Jakub Procházka, seines Zeichens Professor für Astrophysik und Erforscher interstellaren Staubs. Ziel ist die mehr als ungewöhnliche Staubwolke eines Kometen, die seit einiger Zeit statisch zwischen Venus und Erde zu verharren scheint. Doch wochenlang allein im All leidet Jakub immer mehr an der Eintönigkeit seiner Tagesabläufe. Zum innerlichen Absturz führt dann seine Frau Lenka, die ihm bei den wöchentlichen Video-Chats Grund zu Annahme gibt, sie hätte inzwischen einen anderen. Dagegen war das Auftauchen eines haarigen, achtbeinigen Mitbewohners, der sich Hanuš nennen ließ und eine Vorliebe für Nutella entwickelt hat, dann eher von untergeordneter, weil Jakub längst nicht so verstörender Bedeutung …
Mit "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" hat Jaroslav Kalfar ein mehr als überzeugendes Romandebüt vorgelegt. Das Geschehen in und um das Raumschiff bildet hierin eine aberwitzige Rahmenhandlung für Rückblicke des Raumfahrers Jakub Procházka auf sein eigenes Leben, das wiederum von der Geschichte Tschechiens und darin verwoben vom Wirken seines Vaters als brutaler Verhörspezialist des Staatssicherheitsdienstes der einstigen CSSR bestimmt war. Als Angehöriger eines Kollaborateurs musste Jakub mit seinen Großeltern von seinem geliebten Dorf der Kindheit in die Anonymität der Stadt flüchten. Wiewohl das für ihn alles Andere als einen leichten Werdegang bedeutete, durchzieht den Roman weit weniger Tristesse als das gekonnte Changieren zwischen satirischen Betrachtungen, absurd slapstickartigen Ereignissen und durchaus tiefsinnigen und klugen philosophischen Erörterungen über das Leben im Allgemeinen und das Leben Jakubs im Besonderen.
"Gekonnt" vor allem deshalb, weil es nicht das Nebeneinander, sondern vielmehr ein Ineinander von Erzählsträngen und Gedankenspiralen meint, das scheinbar völlig unangestrengt einen so witzigen wie nachdenklich stimmenden Erzählteppich als ein wunderbares Ganzes geknüpft hat. Und das, obwohl der Autor (Jahrgang 1988) bei Erscheinen des Romans noch keine 30 Jahre zählte. Seit seinem 15. Lebensjahr in den USA lebend und das Buch in amerikanischen Englisch geschrieben, ist "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" im besten Sinne von einem tschechischen Spirit getragen, der auf große Autoren dieses Landes wie Karel Capek verweist.
Kurz und gut: Unterhaltung vom Feinsten! Selber lesen!!