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Die Frage nach Schein und Sein ist das Thema von John Kessel in GUTE NACHRICHT VON DEN STERNEN. Im Orginal bereits 1989 verfaßt, setzt sich dieser Autor in einer galligen Satire mit der Jahrtausendwende auseinander.
Wie vor Beginn des letzten Milleniums wird auch das Jahr 2000 als Fixpunkt für die Apokalypse angesehen. In Amerika haben Endzeitprediger, Flagellanten und Harakiri-Clubs Hochkonjunktur. Überboten wird dieser Wahnsinn höchstens noch von einer Medienwelt, die schon lange dem seriösen Journalismus abgeschworen hat und stattdessen nur noch auf effektvolle Stories setzt. So wundert sich kaum einer noch, daß Spekulationen über gesichtete UFOs und Aliens längst als ernstzunehmende Nachrichten gehandelt werden. Beide, Medien und Endzeitprediger, gehen erst ungewollt, dann aber umso zielstrebiger eine unheilige Allianz ein, mit der Folge, daß je näher der Sylvester 1999 rückt, eine opferreiche Massenhysterie ausbricht. Selbst die ausgebufften Hauptpersonen dieser Geschichte bleiben davon nicht unberührt. Was tagtäglich über die Sender geht, zermürbt schließlich auch den größten Zyniker.
Wie John Kessel dennoch immerhin zwei der vier Handlungsträger diesen Hexenkessel in einem glaubhaften Happy-End überleben läßt, ist dann schon ein kleines Kunststück für sich.
Schade, daß das Buch erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde und die Gegenwart die Story zum Teil eines Besseren belehrt hat - aber eben nur zum Teil! Denn was nicht ist, kann noch werden, und bisher hat die Realität noch jeden Satiriker das Fürchten gelehrt. Leute mit einem ausgeprägten Sinn für schwarzen Humor sollten sich Kessels "Gute Nachricht" jedenfalls nicht entgehen lassen.