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Büchernachlese-Extra: Stephen King

Stephen King

Atlantis

Roman. Heyne Verlag, München 1999, 592 S., ISBN: 3-453-15992-6, >>> Amazon
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In vier Zeitsprüngen erzählt Stephen King diesmal vom untergehenden ATLANTIS jener Generation, die einst daran ging, die Welt auf den Kopf zu stellen.
1960 endet für Bobby und Carol die Zeit der Kindheit. Sein bester Freund Sully ist verreist, und Bobby muß alleine mit der Erkenntnis fertig werden, daß ihn seine Mutter nur sehr begrenzt lieben kann. Der alte Ted mit seinen Büchern ist ihm da ein großer Trost. Er ist es auch, der Carol nach einer Mißhandlung durch drei ältere Jungen hilft. Doch Ted wird von "niederen Männern" verfolgt, denen er am Ende machtlos gegenübersteht.
1966 erzählt Pete Riley von seinem Studienbeginn auf der University of Maine. Peace-Zeichen und Anti-Vietnamdemonstrationen sind noch belächelte Randerscheinungen. Daß Pete damals wie einige seiner Freunde beinahe von der Uni fliegt, liegt vor allem in ihren exzessiven Kartenspielschlachten begründet. Doch dank Carol und dem Einzelgänger Stoke findet Pete gerade noch rechtzeitig einen Weg aus seiner Bewußtlosigkeit.
1983 wird die Geschichte von "Blind Willie" erzählt. Hinter ihm verbirgt sich einer der Jungen, die seinerzeit Carol mißhandelt haben und der noch immer dabei ist, eine selbst auferlegte Buße abzuleisten. Wie er das macht, ist so phantastisch, daß hier nichts davon verraten werden soll.
1999 umfaßt zwei Episoden. In der ersten blickt Sully auf die traumatische Zeit in Vietnam zurück. Dort hat er u.a. auch jene "Freunde" Petes kennengelernt, die wegen ihrer kartenspielbedingt ungenügenden Leistungen von der Uni abgehen mußten. In der zweiten schließt sich der Kreis im Zusammentreffen von Bobby und Carol, die als längst totgeglaubte Terroristin in die Geschichte eingegangen ist.
Ein neuer Stephen King? Ja und nein. Nach den immer schwächer werden "Produktionen" der letzten Jahre, hat er offenbar endlich die Kurve zu einem neuen Anlauf gekriegt und erweist sich einmal mehr als "Meister des Schreckens". Seine Wahrnehmung und Darstellung kindlich-jugendlichen Alltags in den 50er und 60er Jahren kann sich dabei, was pointierten Aberwitz angeht, durchaus mit Salinger messen. Die Abschnitte 1960 und 1966 werden daher gewiß auch so manches nostalgisches "Achja" hervorrufen. Dennoch weist das halbe Buch einnehmende Jahr 1960 eine Schwäche auf, die ohne den starken Rest vielleicht gar nicht so bemerkt worden wäre. Zum Einen hat es Längen und King hätte sich gut 100 Seiten davon für ein neues Buch zurücklegen können. Fataler ist jedoch der anspielungsreiche Brückenkopf zu seinem Überprojekt "Dunkler Turm". Anstatt einfach nur die spannungsgeladene Atmosphäre und die anschaulich zugespitzten Schrecken des Alltags wirken zu lassen, gerät er nämlich mit seinen "niederen Männern" völlig unnötig in ein ziemlich unglaubwürdiges Fahrwasser. Die andere Hälfte des Buches aber hat Biß, gerade weil er hier alles wohldosiert unter die Leute bringt, und es gelingen ihm wunderbar schwebende Variationen zu Goldings "Herr der Fliegen", in denen er gnadenlos mit seiner Generation abrechnet. So lautet Sullys Fazit am Ende: "Wir hatten die Gelegenheit, alles zu verändern". Doch "die einzige Generation, die uns in puncto purer, egoistischer Selbstsucht halbwegs das Wasser reichen kann, ist die sogenannte Lost Generation der zwanziger Jahre". 
ATLANTIS hat etwas von einem Schlüsselroman, und King scheint endlich einen beträchtlichen Schritt zu sich selbst gewagt zu haben. Das läßt einen wieder erwartungsvoll auf Neues von ihm gespannt sein.

Weitere Besprechungen zu Werken von Stephen King siehe:
Büchernachlese-Extra: Stephen King

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