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Noch ein "Experiment" von Stephen King. Diesmal ist es ein Plot, der
zu zwei Romanen verarbeitet wurde, einmal direkt mit dem Autorennamen Stephen
King, das andere Mal unter dem längst dechiffrierten Pseudonym Richard
Bachman, beide in bewährter Übersetzung von Joachim Körber.
Gemeinsamer Ausgangspunkt ist eine 1856 eingestürzte Kupfermine in
Desperation. Ob nun wegen der halsabschneiderischen Machenschaften damaliger
Menschen, oder ob es dort schon immer präsent war - jedenfalls wird
diese Mine zur verkorkten Flasche mit einer Essenz des Bösen, dessen
lautmalerischer Name "Tak" lautet. Nachdem bei Stephen King die
Mine durch eine umweltzerstörerische Maßnahme ihrer letzten
Schätze "entlaugt" werden soll, entweicht das Böse und
schlüpft reihum in die nächstbesten Menschen. Diese töten
dann, bis die kleine Stadt nahezu menschenleer ist. Der letzte fängt
sich seine Opfer schließlich als bulliger Straßencop ...
Bei
Richard Bachman "übernimmt" Tak einen autistischen Jungen,
der ihm mit seiner Vorliebe für alte Western und einer Art Power-Ranger-Serie
das Szenario für das Abschlachten einer harmlosen Gemeinde in Ohio
liefert. Während noch im Frühsommer bei Bastei-Lübbe in
dem (hoffentlich demnächst überarbeiteten und besser übersetzten)
"Green Mile"-Fortsetzungsroman-"Experiment" Menschen vergleichsweise
dosiert aus dem Leben schieden, sind es jetzt trashartige Gemetzel. Vermutlich
das Aufzucken einer stets unterschwellig vorhandenen morbiden "Vergnügungssucht"
des Autoren. Um die Spannung zu halten, hätte King diese Blutbäder
weiß Gott nicht nötig. Beide Bücher sind trotzdem "Pageturner",
die man erst nach der letzten Seite loslassen kann. Es sind u.a. diese
genau geschilderten Alltagsdetails und Kings in den schrecklichsten Momenten
aufflackernder Sinn für Situationskomik, die einen bei der Stange
halten. Während er aber in REGULATOR mehr auf der Was-Ebene einer
rätselhaften Gespenstergeschichte stecken bleibt, eröffnet er
in DESPERATION sogar eine durchaus moralische und höchst fesselnde
Frage nach dem Warum und gibt sogar Gott eine Stimme, die den Kern des
Alten Testamentes spiegelt.
Weitere Besprechungen zu Werken von Stephen King siehe:
Büchernachlese-Extra: Stephen King